Ingolstadt
Ingolstadt ist spitze

Bei Wirtschaftskraft und -entwicklung liegt Bayerns jüngste Großstadt ganz vorne

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Grüner Ring um die Altstadt: Das Glacis war zwar am Donnerstag auch kurz ein Thema im Stadtrat, aber zum Streitfall entwickelte sich nicht der erste, sondern der zweite Grünring weiter draußen, dessen Grenzen nicht genau festgelegt sind - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Wieder einmal Spitzenplätze für Ingolstadt. Bei Wirtschaftskraft und Veränderungsdynamik kann der Großstadt an der Donau kaum eine andere Kommune in Deutschland etwas vormachen. Nur was den Aufbruch in die digitale Zukunft anbelangt, hat die Stadt Startprobleme, so eine Studie.

Die Region um Ingolstadt boomt seit Jahren, jetzt bekommt sie in einer vom Magazin „Wirtschaftswoche“ und dem Immobilenportal „Immobilienscout24“ initiierten Untersuchung erneut hervorragende Noten. Bei dem von IW Consult durchgeführten Leistungscheck der 69 kreisfreien Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern in Deutschland wurden rund 1000 einzelne Faktoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeits- und Immobilienmarkt sowie Lebensqualität untersucht. Ergebnis: Ingolstadt kann, was die Entwicklung der Wirtschaftsstruktur betrifft, 2015 keine andere Kommune in Deutschland das Wasser reichen. Auch hinsichtlich des Immobilienmarktes, der Beschäftigung und der Lebensqualität liegen die „Schanzer“ an der Spitze. Und sie überrundet sogar noch die anderen großen Autostädte Wolfsburg und München.

So schreibt die „Wirtschaftswoche“ über Ingolstadt: „Um stolze 59,6 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner zwischen 2012 und 2009 gewachsen, das bedeutet Platz eins. Auch die Steuereinnahmen sprudeln. Während die Steuerkraft je Einwohner im Durchschnitt der untersuchten Städte um 137 Euro stieg, schaffte Spitzenreiter Ingolstadt stolze 656 Euro.“

Und weiter heißt es: „Nirgendwo sonst wurde in den vergangenen Jahren pro Kopf so viel neuer Wohlstand geschaffen, nirgendwo sonst wächst die Produktivität rasanter, nirgendwo sonst haben sich zentrale ökonomische Kennziffern so verbessert wie in Ingolstadt.“ So belegt Ingolstadt beim Ranking für die Wirtschaftskraft Platz zwei hinter München und vor Erlangen. Was Wirtschaftskraft und -entwicklung anbelangt, liegen bundesweit auch noch die bayerischen Kommunen Würzburg und Regensburg unter den ersten Zehn.

Die rasante Entwicklung in Ingolstadt hat aber auch ihre Schattenseiten: „Eigentumswohnungen sind hier mittlerweile teurer als in Nürnberg, Düsseldorf oder Köln.“ Immobilienkäufer und Mieter müssen mit rasant gestiegenen Preisen zurechtkommen. Da wird mitunter die Luft dünn, denn: „Aus Investorensicht sind diejenigen Städte am attraktivsten, in denen Mieten und Kaufpreise noch moderat sind“, erklärt Scout24-Finanzvorstand Christian Gisy.

Demnach spielt auch für Immobilienanleger die Musik zunehmend in den Topstädten aus dem Zukunftsindex 2030. Und das sind vor allem Darmstadt und Erlangen. Sie weisen die besten Voraussetzungen für den Start in die digitale und vernetzte Wirtschaft auf, stellt IW Consult fest. „Das Erfolgsrezept der zukunftsfähigsten Standorte gründet sich auf einen Dreiklang aus starken Wirtschaftsunternehmen, innovativen Forschungseinrichtungen und hochkarätigen Universitäten“, erklärt Gisy.

Damit kommt für Ingolstadt ein altes Thema wieder auf den Tisch: „Das Städteranking belegt die überragende Bedeutung der Automobilwirtschaft für den deutschen Wirtschaftsaufschwung“, erklärt „Wirtschaftswoche“-Chefredakteurin Miriam Meckel. Doch gerade der Volkswagenkonzern ist samt seinen Pkw-Töchtern Audi, Porsche, Skoda und Seat wegen des Abgas-Skandals gerade in die tiefste Krise seiner Geschichte gerasselt. Die Folgen sind noch nicht abzusehen, und so warnt Meckel: „Ob Ingolstadt, Wolfsburg oder München – wo die Autokonzerne stark sind, prosperiert auch die Stadt.“ Darin liege jedoch auch ein Risiko: „Wer sich zu monostrukturell aufstellt, der erlebt auch die Krisen der Branche hautnah mit.“ Aber darin hat Ingolstadt immerhin schon einige Erfahrung.