Ingolstadt
Fachkräftemangel bremst das Wachstum

Gedämpfte Erwartungen bei den Metall- und Elektroarbeitgebern Scharfe Kritik an Gewerkschaften

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Ingolstadt (DK) Es läuft glänzend für die heimische Metall- und Elektroindustrie: Die Ertragslage sei ordentlich, die Zahl der Beschäftigten auf Rekordstand, ergab eine aktuelle Konjunkturumfrage. Doch die Erwartungen sind gedämpft - auch wegen der aktuellen Tarifauseinandersetzungen.

Auf der einen Seite ein Fachkräftemangel, der das Wachstum bremst. Auf der anderen Seite die Gewerkschaftsforderungen nach sechs Prozent mehr Entgelt und einer Arbeitszeitverkürzung. Für Andreas Karl, Vorstandsmitglied der Metall- und Elektroarbeitgeberverbände Region München-Nord und Ingolstadt, passt das nicht unter einen Hut. "Ebenso unverständlich wie unverantwortlich" nennt er die Vorstellungen der IG Metall. "Der Teilzeitentgeltausgleich überfordert unsere Betriebe, wäre aber vor allem rechtswidrig", so Karl bei einer Pressekonferenz in Ingolstadt. "Wer nach dem von der IG Metall geforderten Modell auf 28 Stunden pro Woche verkürzen würde, hätte bei einem Teilentgeltausgleich einen höheren Stundenlohn als ein Vollzeitbeschäftigter oder eine Teilzeitkraft." Gleiches Geld für gleiche Arbeit - dieses Grundprinzip wolle die IG Metall über den Haufen werden. Sechs Prozent mehr Entgelt seien "überdreht", meint Karl.

Auch Thomas Stohwasser, Personalchef bei Conti Temic microelectronic, gehen die Gewerkschaftsforderungen zu weit. "Die Arbeitskosten sind zuletzt deutlich gestiegen, das müssen wir im Auge behalten, denn wir wollen ja auch weiter investieren, um unsere gute Position zu halten." Ähnlich die Einschätzung von Michael Mißlbeck von MT Technologies Ingolstadt: "Diese Forderung beraubt uns unserer Wettbewerbsfähigkeit."

Laut aktueller Konjunkturumfrage der Unternehmensverbände der Metall- und Elektroindustrie ist die Ertragslage in der Region sogar besser als im Freistaat: Rund 57 Prozent der Betriebe hoffen auf eine Nettoumsatzrendite von vier Prozent und mehr. Beim Inlandsgeschäft bewerten fast 80 Prozent der Unternehmen die Lage als gut. Doch immerhin 4 Prozent befürchten eine Eintrübung - eine deutliche Steigerung gegenüber 0,3 Prozent im vergangenen Jahr.

Und das bei einem Beschäftigungsstand auf Rekordniveau: In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie arbeiten 845 000 Menschen - der höchste Wert seit 26 Jahren. In der Region München-Nord und Ingolstadt sind es aktuell rund 132 000 Beschäftigte. Für 2018 erwarten die Unternehmen in Bayern einen Zuwachs von 15 000 Arbeitsplätzen, davon rund 2300 in der Region.

Sorgen bereitet der Fachkräftemangel, der auch durch Zuwanderer nicht ausgeglichen werden kann. "Die Besetzung neuer Stellen wird immer schwieriger, obwohl wir ein attraktiver Arbeitgeber sind", so Stohwasser. Conti Temic bietet zum Beispiel eigene Kita-Plätze und hilft bei der Wohnungssuche oder beim Umzug.