Ingolstadt
Mut zur Aktie

Expertenrunde im DK-Verlagshaus appelliert an die Anleger, mehr auf die deutsche Wirtschaft zu vertrauen

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Hochrangige Expertenrunde: Jürgen Wittmann (von links), Marc Tüngler und Ulrich Kater mit der Moderatorin Sandra Mönius im Verlagshaus des DONAUKURIER. −Foto: Limmer

Ingolstadt (bis) Für Unsummen von Geld bekommen die Anleger in Deutschland und auch in der Region keine oder viel zu niedrige Zinsen, um die Verluste durch die Inflation auszugleichen.

Nennenswerte Erträge gibt es nur noch für diejenigen, die in Aktien oder Fonds investieren. Doch die meisten Deutschen haben davor zu viel Angst - vor einer "Blase", die plötzlich platzen könnte, oder ganz konkret nach eigenen schlechten Erfahrungen mit dem Neuen Markt. So lassen sich die Ergebnisse einer Podiumsdiskussion mit drei hochrangigen Finanzexperten am Dienstagabend im Verlagshaus des DONAUKURIER in Ingolstadt zusammenfassen.

"Verantwortung und Risiko - wo bei Nullzins Rendite noch möglich ist!", war das vorgegebene Thema der Veranstaltung mit Jürgen Wittmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, und Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. DK-Wirtschaftsredakteurin Sandra Mönius, die das Gespräch moderierte, stieß die Diskussion mit einer beeindruckenden Zahl an: 2,2 Billionen Euro sind in der Bundesrepublik zurzeit in niedrig verzinsten Einlagen angelegt. Während Ulrich Kater gerade diesem "unglaublichen Sparüberschuss" in Deutschland und in der ganzen Welt eine Mitschuld an der derzeitigen Zinsmisere zuwies - "Einprügeln auf die Europäische Zentralbank greift zu kurz" - verwies Wittmann auf die konkreten Zahlen im Einzugsgebiet der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt: Rund 3,5 Milliarden Euro liegen in der Region auf täglich fälligen Konten - also ohne Zinsertrag.

Marc Tüngler toppte die Ausgangszahl sogar noch: Circa 5,5 Billionen Euro bleiben demnach in Deutschland unverzinst, wenn man auch die Versicherungen mit einbezieht. Er sagte voraus, dass dem Land noch eine "sehr, sehr lange Zeit ohne Zins" bevorstehe und bemängelte, dass ausländische Investoren mehr Vertrauen in die deutsche Wirtschaft hätten, als die Deutschen selbst.

Auch Wittmann beklagte dieses "Gedächtnis wie ein Elefant": "Man kennt die Krisen, aber nicht die guten Entwicklungen." Einen Grund dafür sieht Ulrich Kater in der Berichterstattung in vielen Medien, denn Aktien würden fast immer nur bei einem Crash zum Thema gemacht. Er betonte, dass Wellenbewegungen ganz normal seien. Die Stärke von Aktien und Fonds liege in der Langfristigkeit. Die Diskussionsteilnehmer waren sich allerdings einig, dass für eine erfolgreiche Anlage eine gute Beratung wesentlich sei. Wie Tüngler es provokant formulierte, ließe sich jeder bei einem Waschmaschinenkauf ausführlich beraten, "über seine Anlage will aber jeder selbst entscheiden".

Auf die Frage der Moderatorin hin, ob die steigenden Immobilienpreise auch in der Region auf eine "Blase" hindeuten, gaben die Fachleute Entwarnung. Ein Zusammenbrechen des Marktes sei nicht zu erwarten. Bei Immobilien brauche man aber "den meisten Sachverstand", wie Kater warnte.

Zum Schluss ließ Mönius die Experten noch in die Zukunft schauen. Sie sollten schätzen, wie sich der Dax - ausgehend von den aktuell 13 000 Punkten - in den nächsten zehn Jahren entwickeln werde. Dabei reichte die Bandbreite von der eher vorsichtigen Aussage Wittmanns, der ihn "nicht unter 15 000 Punkten" sieht, über die deutlich optimistischere Einschätzung Ulrich Katers, der von "über 20 000" ausgeht, bis hin zu Tüngler, der kategorisch erklärte: "Unter 22 000 Punkte sind rechnerisch eigentlich nicht denkbar."