Ärger im Reich der Mitte

14.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Ingolstadt (DK) Neue Hiobsbotschaft für den Ingolstädter Autobauer Audi: In China sind die Verkäufe im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent zurückgegangen. Hauptgrund sind verärgerte Audi-Händler, die „ihr Geschäftsvolumen zu Jahresbeginn zurückhaltend disponiert“ haben. Dahinter steckt ein Streit um ein neues Joint-Venture.

In China knirscht es bei Audi derzeit mächtig im Getriebe. Die Händler der Marke mit den vier Ringen versuchen dort derzeit das Ingolstädter Unternehmen unter Druck zu setzen. Der Grund: Audi plant im Reich der Mitte ein neues Joint-Venture mit SAIC zu starten. Die chinesischen Händler haben aber aktuell nur einen Vertrag mit dem bislang einzigen Joint-Venture-Partner FAW – sie fürchten nun, künftig möglicherweise besonders margenträchtige Fahrzeuge nicht mehr verkaufen zu dürfen.

Audi will sich dagegen mit einem zweiten Joint-Venture-Partner auf seinem größten Absatzmarkt (2016: 592 000 verkaufte Autos) breiter aufstellen, um auf eventuelle Unwägbarkeiten flexibler reagieren zu können. Wie wichtig China inzwischen als Absatzmarkt ist, lässt sich an der Tatsache ablesen, dass die schlechten China-Zahlen den Gesamtabsatz mit in die Tiefe rissen: Die weltweiten Auslieferungen gingen im Januar um 13,5 Prozent auf 124 000 Fahrzeuge zurück. Audi verkaufte in China im Januar lediglich 35 000 Fahrzeuge und fiel damit deutlich hinter Mercedes und BMW zurück, die jeweils knapp 59 000 und 51 000 Autos absetzen konnten. Der kräftige Zuwachs bei den Konkurrenten dürfte natürlich auch aus – zumindest temporär – abgewanderten Audi-Kunden bestehen. Daher müssen die Ingolstädter nun schnellstens eine Einigung mit den Händlern erzielen.

Besser lief es für die Ingolstädter in Europa und Nordamerika, dort legte der Absatz jeweils um 3,1 beziehungsweise 11,8 Prozent zu. „In Europa und Nordamerika konnten wir mehr Kunden erreichen als je zuvor“, sagte Audi-Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter laut einer Mitteilung. Wie lange der Ärger in China noch dauern könnte, ließ sich daraus nicht entnehmen. Voggenreiter gibt sich dennoch optimistisch: „Auch in China bleiben wir für die künftige Geschäftsentwicklung optimistisch.“