Ingolstadt
"Beschäftigte dürfen nicht Leidtragende sein"

Arbeitnehmervertreter fordern "lückenlose Aufklärung" Vorsichtige Rückendeckung für Audi-Chef Rupert Stadler

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr
Audi-Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender Peter Mosch. −Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Audi steckt inzwischen knietief im Abgas-Skandal. Auch Ingolstädter Ingenieure sollen laut den neuesten Vorwürfen aus den USA Abgas-Werte bei Diesel-Motoren manipuliert haben. Nun äußert sich die Arbeitnehmervertretung zur Situation – und deckt vorsichtig Audi-Chef Rupert Stadler den Rücken.

Berthold Huber, IG-Metaller und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi, äußert sich gestern Abend in einer Mitteilung des Konzerns durchaus kritisch und merklich besorgt. „Von den Nachrichten aus den USA sind wir überrascht und schockiert“, erklärt er im Namen der Belegschaft. Huber sorgt sich vor allem um den Ruf des Autobauers und fordert eine „konsequente Aufklärung, um die entstandene Vertrauenskrise zu bewältigen“. Und damit meint er keineswegs nur die eventuell verunsicherte Kundschaft, sondern erwähnt explizit auch die tausenden Audi-Mitarbeiter.

Huber spricht mit Blick auf die Abgas-Affäre von „gravierenden Fehlern“. Er fordert nun, dass die Gründe dafür gefunden und dann beseitigt werden müssen. „Das hat oberste Priorität“, lautet Berthold Hubers eindringlicher Appell.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Audi, Peter Mosch, spricht sich in der gleichen Mitteilung ebenfalls für eine „lückenlose Aufklärung“ aus. „Von Arbeitnehmerseite werden wir ganz genau auf die Fortschritte dieser Aufklärung achten“, wie er seinen Kolleginnen und Kollegen versichert.

Die Forderungen nach „lückenloser Aufklärung“ seitens der Arbeitnehmervertreter werden wohl auf offene Ohren treffen. Mit ganz ähnlichen Worten äußerte sich bereits einen Tag zuvor Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler gegenüber unserer Zeitung. „Jetzt geht es um die Wahrheit und ich werde nicht ruhen, bis alles auf dem Tisch ist“, sagte Stadler am Mittwoch. Er könne zudem verstehen, dass die Mannschaft enttäuscht sei. Er wolle seinen Mitarbeitern die Selbstsicherheit zurückgeben.

Genau diese Mitarbeiter sprechen dem Konzernlenker in der größten Krise des Ingolstädter Unternehmens seit der Jahrtausendwende vorsichtig ihr Vertrauen aus. „Rupert Stadler muss sie (die Aufklärung, Anm. d. Red.) als Vorstandsvorsitzender weiterhin vorantreiben – ohne falsche Rücksicht auf Personalien“, sagt auch Mosch.

Vielleicht auch deshalb stellen die Arbeitnehmervertreter eine deutlich formulierte Forderung an die Konzernspitze. Man stelle klar, dass „die Beschäftigten nicht die Leidtragenden der aktuellen Situation und deren Auswirkungen sein dürfen“, so Mosch. Ähnliche Worte wählte vor wenigen Wochen auch VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh.

Den Glauben an ihr Unternehmen haben die Audianer freilich nicht verloren. „Wir rücken zusammen, stehen zu unserer Marke und werden gemeinsam weiter an dem Erfolg unserer vier Ringe arbeiten“, formuliert es Mosch.