Ingolstadt
Kräftezehrender Wandel

Audi will mit E-Autos und Robotaxis in die Zukunft fahren Doch die Transformation kostet Zeit und Geld

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

−Foto: Jürgen Schuhmann

Ingolstadt (DK) Dank Diesel-Krise und CO2-Vorgaben befindet sich Audi großflächig im Wandel. In Zukunft will der Ingolstädter Autobauer auf E-Mobilität und autonomes Fahren setzen. Vor allem aber, verkündete gestern Audi-Chef Rupert Stadler, wolle man mit digitalen Angeboten künftig viel Geld verdienen.

Es war kaum zu übersehen: Die prominentesten Parkplätze auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz hatten der Audi e-tron und das Showcar Aicon. Dass diese beiden Fahrzeuge - das eine rein elektrisch angetrieben, das andere zusätzlich vollautonom - im Rampenlicht standen, war kein Zufall. Sie sollen zeigen, wie der Autobauer die Zukunft fahren will. Der "alten Garde" - zwar auch neue Modelle, aber eben mit Verbrennungsmotor - blieb da nur die zweite Reihe.

Bis zum Jahr 2025 will Audi mehr als zehn rein elektrisch betriebene Fahrzeuge im Angebot haben. Erstes E-Modell wird das SUV e-tron, das ab Herbst in Brüssel gebaut wird. Kosten soll es mindestens 80 000 Euro - dennoch liegen laut Stadler bereits allein aus Norwegen 3700 Reservierungen vor. Ab 2019 soll in Brüssel zusätzlich dann der e-tron Sportback vom Band rollen. Auch für den Standort Ingolstadt sind bereits für 2021 zwei E-SUVs angekündigt. Gestern verkündete Stadler nun die Produktion eines weiteren E-Autos: Der viertürige e-tron GT soll vorläufig die sportliche Speerspitze bei den Batteriefahrzeugen bilden. Ab 2020 soll er am Standort Neckarsulm in den Böllinger Höfen produziert werden.

Viel Geld in die Kassen des Autobauers sollen künftig digitale Dienste spülen. "Durch digitale Geschäfte wollen wir allein im Jahr 2025 einen Beitrag von einer Milliarde Euro zum operativen Ergebnis beisteuern", sagte der Audi-Chef. Ab 2020 soll das zentrale Kundenportal myAudi monatlich drei Millionen aktive User bedienen.

Das Premium-Car-Sharing namens Audi on Demand soll - ebenfalls bis 2020 - in mehr als 15 Märkten ausgerollt werden. Stadler rechnet bis 2025 mit rund einer Million Kunden. Geld einbringen sollen künftig auch zubuchbare Funktionen. Beim Audi e-tron wird es erstmals möglich sein, beispielsweise bestimmte Fahrerassistenzsysteme gegen Gebühr für einen gewissen Zeitraum freizuschalten.

Wegen einer Erkrankung von Entwicklungsvorstand Peter Mertens referierte Stadler gestern auch dessen Rede. So hätte Mertens die Pläne im Bereich autonomes Fahren verkünden sollen. Die Audi-Tochter Autonomous Intelligent Driving (AID) soll mittelfristig auf 600 Mitarbeiter aufgestockt werden. Ab September werden drei autonome, rein elektrisch angetriebene Autos als Shuttles der Fahrzeuglogistik durch das Werk in Neckarsulm fahren.

Ziel beim autonomen Fahren sei ein Angebot auch für Menschen zu schaffen, die sich kein Premium-Auto kaufen wollten. Innerhalb weniger Minuten soll der Robo-Audi zum Abholort kommen, und dem Kunden auf der Fahrt ein "Gefühl von Luxus" vermitteln - "und wenn auch nur für 15 Minuten". Angekündigt wurde außerdem eine erste Kleinserie von Brennstoffzellen-Autos, die Audi 2020 auf die Straße bringen will.

Mit dem gestern verkündeten "Angriffs- und Transformationsplan" sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt zehn Milliarden Euro "freigespielt" werden, erklärte Audi-Finanzchef Alexander Seitz. Das gelinge unter anderem, indem man künftig auf wenig nachgefragte Motor-Getriebe-Kombinationen verzichte. So sei Geld für die Entwicklung neuer Produkte vorhanden, etwa einer weiteren Modellreihe neben dem A3 - konkreter wurde Seitz dabei nicht. Möglicherweise handelt es sich aber um einen Elektro-Audi im A3-Format.

Für das kommende Jahr zeigte sich Stadler dennoch nicht allzu optimistisch. Die zahlreichen Produktanläufe, die Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus - und natürlich nicht zuletzt die Diesel-Krise - würden 2018 zu einem "Jahr des Übergangs und des Aufbruchs" machen. Erst 2019 werde man schließlich die Früchte der Modelloffensive im vollen Umfang ernten können. Heuer stehen 20 Markteinführungen an, darunter das SUV-Coupé Q8 und die Neuauflagen von Q3 und A1.