Ingolstadt
Von Göteborg nach Ingolstadt

Peter Mertens wird neuer Entwicklungschef bei Audi Zuletzt arbeitete er für den schwedischen Autobauer Volvo

24.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr
Seit Mai 2017 war Peter Mertens Mitglied des Vorstands der Audi AG und verantwortete die Technische Entwicklung der Marke mit den vier Ringen. −Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Neue Runde, neues Glück: Der Ingolstädter Autobauer Audi hat einen neuen Entwicklungsvorstand gefunden. Es handelt sich um den bisherigen Entwicklungschef von Volvo: Peter Mertens. Wann genau der 55-Jährige seine neue Stelle antreten wird, ist noch nicht bekannt.

"Zum frühestmöglichen Zeitpunkt", erklärte ein Audi-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Branchenüblich ist bei so einem Wechsel eine sechsmonatige Sperrfrist. Sollten sich der neue und der alte Arbeitgeber allerdings einig werden, könnte der Vater von drei Kindern seine Arbeit auch schon früher aufnehmen. Realistisch ist aber wohl ein Dienstantritt im frühen Frühjahr.
 
Nach einer Ausbildung zum Werkzeugmacher begann Mertens an der Hochschule in Ostwestfalen-Lippe ein Studium der Produktionstechnik. Am Virginia Polytechnic Institute in den USA machte er 1985 seinen Master in Industrial Engineering and Operations Research. Anschließend leitete er fünf Jahre lang die Abteilung Technologietransfer an der Universität Kaiserslautern, wo er auch promovierte.

Ab 1990 durchlief Mertens mehrere Führungspositionen beim Autobauer Mercedes-Benz. 1996 wurde er schließlich Geschäftsführer von Tegaron Telematics, einem Gemeinschaftsunternehmen der Daimler Chrysler Services AG und der Deutschen Telekom AG in Bonn. Im Jahr 2002 wechselte Mertens zu Opel, wo er als Executive Director für mittlere und große Baureihen fungierte. Ab 2004 verantwortete er die kompakten Baureihen von General Motors Europe, ab 2005 alle kompakten Baureihen von General Motors weltweit. 2010 wechselte er in den Vorstand von Jaguar Landrover und übernahm gleichzeitig die Leitung der Corporate Quality für die gesamte Tata Group, inklusive Jaguar Landrover. Seit März 2011 leitete er nun die Entwicklungsabteilung von Volvo.

Mertens tritt in Ingolstadt kein einfaches Erbe an. Nachdem der damalige Entwicklungschef Michael Dick 2012 Audi verließ, folgte ein munteres Stühlerücken. Dicks Nachfolger Wolfgang Dürheimer hielt sich gerade mal ein knappes Dreiviertel Jahr im Amt - unter anderem, weil er einen Großteil seiner Mannschaft gegen sich aufgebracht hatte. Um die Lage zu beruhigen, entsandte man aus der VW-Konzernzentrale einen engen Vertrauten des damaligen VW-Chefs Martin Winterkorn: Ulrich Hackenberg. Der wiederum musste den Posten bereits Ende 2015 im Zuge der Abgas-Affäre wieder räumen. Und auch der zügig ernannte Nachfolger Stefan Knirsch hielt sich nur kurz im Sattel: Ihm wurde nach gerade einmal neun Monaten im Amt ebenfalls die Abgas-Affäre zum Verhängnis.

Diesmal wollte man bei Audi offenbar auf Nummer sicher gehen: In den Abgas-Skandal dürfte Mertens nicht verwickelt sein - er arbeitete noch nie für VW.