Audi-Vorstand Knirsch vor dem Aus?

16.09.2016 | Stand 01.02.2017, 19:09 Uhr
Ulrich Hackenberg (l.) und Audi-Entwicklungschef Stefan Knirsch (M.) auf einem Archivfoto von 2015. Knirsch hatte den Posten des Entwicklungsvorstands von Hackenberg übernommen. −Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Vor knapp einem Jahr kam heraus, dass VW mit einer Schummel-Software Millionen von Diesel-Autos manipuliert hat. Die finanziellen Folgen für den Konzern sind noch nicht absehbar. Derweil schlittert Audi tiefer in die Krise. Bei der VW-Tochter droht dem Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch das Aus.

Die Stimmung während der Audi-Aufsichtsratsssitzung am Donnerstag muss auf dem Nullpunkt gewesen sein. Denn ein Punkt auf der Tagesordnung hatte es in sich. Angeblich soll Knirsch früher von den Manipulationen an Diesel-Motoren gewusst haben als angenommen. Das hätten interne Ermittlungen ergeben. Nach Informationen unserer Zeitung befindet sich Knirsch derzeit im Urlaub. Ein Audi-Sprecher erklärte zu der Personalie auf Anfrage: „Kein Kommentar.“

Sollten sich die Vorwürfe gegen Knirsch erhärten und er den Ingolstädter Autobauer verlassen müssen, wäre das ein heftiger Schlag. Schließlich ist er in den vergangenen vier Jahren bereits der vierte Entwicklungschef nach Michael Dick, Wolfgang Dürheimer und Ulrich Hackenberg. Knirsch hatte bei Audi erst zu Jahresbeginn den Job von Ulrich Hackenberg übernommen. Der langjährige VW- und Audi Top-Entwickler hatte im Zuge des Skandals das Unternehmen verlassen.

Dabei hat Audi bereits genug mit dem Abgas-Skandal zu kämpfen – nicht nur weil zahlreiche Modelle mit dem betroffenen 2,0-Liter-Dieselmotor des VW-Konzerns ausgestattet sind. Auch der von Audi entwickelte 3,0-Liter-Dieselmotor bereitet Probleme: US-Behörden hatten darin eine nicht erlaubte Software entdeckt. Der erste eingereichte Rückrufplan für die 3,0-Liter-Motoren wurde von den US-Behörden als „unzureichend“ und „unvollständig“ abgelehnt. Darüber ist man auch bei der Schwestermarke Porsche wenig erfreut, denn das Aggregat wurde auch im Cayenne verbaut, genauso wie im VW-Modell Touareg.

Lohn der Angst - Lesen Sie hier einen Kommentar zum Abgasskandal von Carsten Rost.

Die Schuldfrage ist auch ein Jahr nach Bekanntwerden der Manipulationen immer noch ungeklärt. Bei der VW-Belegschaft ist die Stimmung derzeit im Keller. Die Leute seien traurig und hätten nach einem Jahr Negativschlagzeilen „die Nase voll“. Doch auch Nicht-VW-Angehörige sind vom Abgasskandal betroffen – nämlich an den VW-Standorten, wo nun die Gewerbesteuern einbrechen.