Ingolstadt
130 000 bewerben sich pro Jahr bei Audi

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Bei Audi in der Produktion verdient ein Facharbeiter ein Drittel mehr als im Handwerk. - Foto: Audi

Ingolstadt (smr) Es knirscht im Getriebe: Das Verhältnis zwischen dem größten Arbeitgeber und den kleinen und mittelständischen Betrieben in Ingolstadt und Region ist angespannt. Audi-Produktionsvorstand Hubert Waltl trifft sich deshalb am kommenden Dienstag mit Vertretern der örtlichen Industrie- und Handelskammer und der Kreishandwerkerschaft, um über Fachkräftemangel, Abwandern von Mitarbeitern zu Audi und andere Themen zu sprechen.

Die Lage ist ernst: Laut einer IHK-Befragung im Herbst 2015 sehen die knapp 30 000 kleinen und mittelständischen Industie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen in der Region im Fachkräftemangel das größte Risiko für die weitere Unternehmensentwicklung. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt, in der Stadt herrscht quasi Vollbeschäftigung. Nirgendwo in Bayern holen sich so viele Unternehmen mittlerweile Verstärkung aus dem Ausland wie in Ingolstadt.

Audi hat zu den von Schlossermeister Dieter Uhlmann beschriebenen Problemen Stellung bezogen. Hier Auszüge: "Wir legen großen Wert darauf, unseren Nachwuchs selbst aus- und weiterzubilden - auch im Sinne der Unternehmensbedarfe und der aktuellen technischen Entwicklungen." Am Standort Ingolstadt sind es in diesem Jahr 534 Ausbildungsplätze.

Wie begehrt Audi als Arbeitgeber ist, verdeutlicht eine andere Zahl: Rund 130 000 Initiativbewerbungen erreichten den Konzern im Jahr 2014 (Zahlen von 2015 liegen noch nicht vor), etwa die Hälfte davon von Akademikern. 3500 neue Mitarbeiter wurden im gleichen Jahr am Standort Ingolstadt eingestellt. Audi sagt: "Generell verzichten wir bei unserer Rekrutierung darauf, mögliche Bewerber aktiv anzusprechen."

Zum Thema Zahlungsmoral betont das Ingolstädter Unternehmen, Audi halte sich "grundsätzlich" an alle Vereinbarungen und Verträge: "Aktuell vereinbaren wir mit unseren Lieferanten ein Zahlungsziel von 30 Tagen." Was den Preisdruck bei der Auftragsvergabe anbelangt, heißt es: "Die Preise ergeben sich aus dem Wettbewerbsvergleich der eingehenden Angebote. Nicht zuletzt aufgrund der strengen Compliance-Vorgaben ist es für Audi unerlässlich, den Wettbewerb im Beschaffungsprozess einzuhalten." Diese Vorgaben gewährleisten die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien und sollen Bestechung verhindern.

Sowohl Audi als auch die IHK demonstrieren nach außen hin Harmonie und betonen, wie wichtig "eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit" sei. "Wir wollen unsere Lieferanten als Leistungspartner gewinnen", beteuert der Automobilhersteller, "mit denen wir gemeinsam und auf Augenhöhe Innovationen entwickeln und Modelle zur Marktreife führen".

Die Kreishandwerkerschaft Ingolstadt-Pfaffenhofen will sich erst nach dem Gespräch mit Audi äußern.