Hamburg
"Zum Scheitern verurteilt"

Lichtblick-Studie: Durcheinander an Ladesäulen gefährdet die Verkehrswende

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

Hamburg (AFP) Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen mit Strom aufzutanken, ist einer Untersuchung zufolge kompliziert und oftmals recht teuer. Wie ein Ladesäulen-Check im Auftrag des Energie- und IT-Unternehmens Lichtblick ergab, sind die Tarifstrukturen für Verbraucher nur schwer zu durchschauen.

Zudem sei bei acht der elf untersuchten Ladesäulenbetreiber kein spontanes Aufladen ohne vorherige Anmeldung möglich.

Die meisten Ladesäulenbetreiber rechnen demnach nicht nach Verbrauch ab, sondern nach Ladezeit, teilte Lichtblick gestern in Hamburg mit. Umgerechnet auf den Preis pro Kilowattstunde würden sich oft deutlich höhere Preise ergeben als für Haushaltsstrom, erklärte Lichtblick, das die Untersuchung vom Marktforschungsunternehmen Statista vornehmen ließ.

So koste die Kilowattstunde beim größten deutschen Ladesäulenbetreiber Innogy, der vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet Stromtankstellen betreibt, 66,9 Cent. Bei Ladesäulen von EWE im Elbe-Weser-Ems-Gebiet koste die Kilowattstunde 52,7 Cent, bei den Stadtwerken München 47,3 Cent und bei Allego/The New Motion in Berlin 32,2 Cent. Bei EnBW im Raum Stuttgart komme zum Kilowattstundenpreis von 32,4 Cent eine einmalige Gebühr zur Registrierung von 20 Euro hinzu. Haushaltsstrom koste hingegen durchschnittlich nur 29 Cent je Kilowattstunde, heißt es in der Untersuchung. Kostenlos tanken können die Fahrer von Elektroautos bislang bei den Stadtwerken Leipzig, den Stadtwerken Düsseldorf und der Rheinenergie.

"Selbst die Experten benötigten für unsere Untersuchung mehrere Tage, um die Tarife und Preise der verschiedenen Betreiber vergleichen zu können. Mit diesem System ist die Verkehrswende zum Scheitern verurteilt", erklärte Gero Lücking von Lichtblick. Das Unternehmen schlägt daher vor, die Stromzapfsäulen dem Stromnetz zuzuschlagen - jeder Stromanbieter solle seine Tarife an jeder Ladesäule anbieten können. So könne auch eine regionale Monopolstellung vermieden werden.

Berechnungsgrundlage für den Ladesäulen-Check waren laut Lichtblick jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Strecke von 100 Kilometern mit einem Nissan Leap an einem AC-1-Anschluss mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt.