Hamburg
Mytaxi und Hailo machen gemeinsame Sache

Taxi-Apps schließen sich zusammen Deutscher Mietwagenverband sieht Fusion mit Sorge

26.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Hamburg/London (DK) Die Daimler-Tochterfirma Mytaxi schließt sich mit dem Londoner Taxi-App-Anbieter Hailo zusammen. Das teilten die beiden Firmen gestern in London und Hamburg mit. Das fusionierte Unternehmen wird unter der Marke "mytaxi" operieren.

Das Hauptquartier wird in Hamburg sein, wo Mytaxi sitzt. Chef des neuen Unternehmens wird der bisherige Hailo-Chef Andrew Pinnington.

Niclaus Mewes, der Gründer von Mytaxi, wird im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzen. Außerdem wird er Geschäftsführer der Daimler Mobility Será †vices GmbH. "Er wird eine zentrale Rolle bei der Integration und der strategischen Entwicklung des neuen Mytaxi-Unternehmens spielen", heißt es in der Erklärung.

Klaus Entenmann, Vorstand der Daimler Financial Services AG, betonte, das aktuelle Investment werde zusätzlich zu den 500 Millionen Euro in die Hand genommen, die Daimler in den vergangenen Jahren bereits in den Aufbau von Mobilitätsplattformen gesteckt habe.

Bei der Fusion der beiden Unternehmen fließt kein Bargeld. Der Deal wird alleine durch den Austausch von Firmenanteilen finanziert.

Hailo ist bislang in Großbritannien, Irland und Spanien aktiv. Mytaxi operiert in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Schweden. Das neue Unternehmen verfüge über rund 100 000 Taxifahrer als Vertragspartner und sei in mehr als 50 Städten in neun Ländern aktiv, hieß es weiter.

Hailo wurde 2011 gegründet und von prominenten Investoren wie dem Gründer der Fluggesellschaft Virgin, Richard Branson, mit insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar finanziert. In Finanzierungsrunden 2013 und 2014 steckten asiatische Investoren 50 Millionen Dollar in das Londoner Unternehmen. Hailo hatte 2014 noch einen Verlust von 21,7 Millionen Pfund (25,8 Millionen Euro) erwirtschaftet. Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor.

Hailo war auch eine Zeit lang in den USA aktiv, konnte aber im Wettbewerb mit Uber und Lyft nicht bestehen und zog sich 2014 zurück. Pinnington betonte, in Europa sei Uber als Wettbewerber eigentlich nur im Großraum London relevant.

Die technische Infrastruktur der neuen Firma soll auf der Basis der bisherigen Mytaxi-Lösung betrieben und weiterentwickelt werden. Die Absichtserklärung, Mytaxi und Hailo zusammenzuführen, muss nach Angaben der Unternehmen von den europäischen Regulierungsbehörden genehmigt werá †den. Eine Entscheidung werde in den kommenden Wochen erwartet.

Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband (BZP) zweifelte an, dass mit der Fusion von Mytaxi und Hailo das größte Taxi-Netzwerk Europas entstünde. Das vom Weltverkehrsverband IRU initiierte Netzwerk UpTop vereinige vielmehr rund 500 000 Fahrer, erklärte BZP-Präsident Michael Müller. Die jetzt angekündigte Fusion von Mytaxi und Hailo beobachte der BZP "mit Sorge". Es werde kein neues Angebot auf die Straße gebracht, so Müller. Vielmehr würden "nur bestehende Kundenkontakte abgeworben". Das mittelständische Geschäft der Taxizentralen werde so mit Millionenaufwand angegriffen.