Frankfurt (DK
Weniger Insolvenzen

Creditreform: Zahl der Firmenpleiten sinkt deutlich voraussichtlich auch 2017

28.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Frankfurt (DK) Dank der robusten Konjunktur und niedriger Arbeitslosigkeit sind in diesem Jahr erneut weniger Unternehmen und Verbraucher in Deutschland in die Pleite gerutscht. Und auch im kommenden Jahr soll es weniger Insolvenzen geben.

Das Jahr ist noch nicht ganz zu Ende, doch für die Wirtschaftsauskunftei Creditreform steht es schon fest: Die Zahl der Firmeninsolvenzen sinkt im laufenden Jahr im Vergleich zu 2015 um 6,4 Prozent auf 21 700. Dies berichtete das Neusser Unternehmen gestern in Frankfurt. Es wäre der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung 1999.

Im kommenden Jahr rechnen die Experten mit einem weiteren Rückgang auf 20 000 bis 21 000 Fälle. Auch die Zahl der Verbraucherpleiten werde weiter sinken, zuletzt verlor der Rückgang aber an Tempo.

Den sechsten Rückgang in Folge bei den Unternehmensinsolvenzen erklärte Creditreform mit der stabilen Konjunktur und der guten Finanzierungssituation. Steigende Umsätze und Erträge verbesserten die Stabilität der Unternehmen. Durch die Niedrigzinsen kommen Firmen zudem billiger an Geld.

Die durch die Pleiten verursachten finanziellen Schäden für die Gläubiger stiegen gegenüber dem Vorjahr allerdings deutlich um mehr als 40 Prozent auf rund 27,5 Milliarden Euro an. Es war den Angaben zufolge der höchste Wert seit vier Jahren. Als Gründe nannte Creditreform einige Großinsolvenzen sowie Ausfälle von Unternehmensanleihen, unter anderem von Mittelstandsbonds des insolventen Agarunternehmens KTG Agrar.

Hinzu kam ein Anstieg größerer Firmenschieflagen insbesondere in der Textil- und Bekleidungsbranche. Diese trafen unter anderem den Modehersteller Steilmann sowie die Textilketten Rudolf Wöhrl und SinnLeffers.

Geschätzt 221 000 Jobs waren laut den Zahlen von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen, das waren 1,8 Prozent weniger als im 2015.

Dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt sank die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 2,5 Prozent auf 78 200 Fälle. "Ein fester Arbeitsplatz ist der Garant dafür, dass letztlich eine Privatinsolvenz vermieden werá †den kann", sagte Creditreform-Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht.

Allerdings verlangsamte sich der Rückgang der Verbraucherinsolvenzen, denn 2015 waren es noch 7,2 Prozent weniger gewesen als ein Jahr zuvor. Ein Grund sei die steigende Zahl überschuldeter Verbraucher. Rund jeder Zehnte steckt Creditreform zufolge inzwischen finanziell in der Klemme. Trotzdem erwarten die Experten im kommenden Jahr einen weiteren Rückgang auf 76 000 bis 77 000 Verbraucherpleiten.

Insgesamt werde die Zahl der Insolvenzen einschließlich der Pleiten unter anderem von Selbstständigen auf 119 000 bis 122 000 sinken, nach 123 800 Fällen in diesem Jahr (minus 3,0 Prozent), wie Creditreform voraussagte. Die Zahl der Insolvenzen wird von mehreren Anbietern erfasst. Offizielle Angaben des Statistischen Bundesamtes folgen später.