Frankfurt
Ölpreise bleiben auf Höhenflug

Russland schließt sich Opec bei Kürzung der Fördermenge an Tanken und Heizen werden nun teurer

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Frankfurt/Berlin (DK) Die Rohölpreise ziehen an, Benzin und Heizöl werden folgen. Doch die Höchststände von vor einigen Jahren sind immer noch in weiter Ferne. Und ob der Aufwärtstrend anhält, ist noch längst nicht ausgemacht.

Nach der Einigung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) am Mittwoch auf die Details einer Förderkürzung erwarten Experten einen weiteren Anstieg der Ölpreise. Hinzu kommt, dass auch Länder wie Russland, die dem Ölkartell nicht angehören, bei der Verknappung des Rohstoffs mitziehen wollen. Die Organisation drosselt erstmals seit acht Jahren ihre Förderung. Das Ölkartell will im 1. Halbjahr 2017 insgesamt 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag weniger produzieren.

Für Verbraucher wird sich dies in den kommenden Wochen wohl mit einem moderaten Anstieg der Kosten fürs Tanken und Heizen bemerkbar machen. Wie das Verbraucherportal Check24 gestern mitteilte, zogen die Heizölpreise nach der Opec-Entscheidung sogleich an. Derzeit kosteten 3000 Liter 1650 Euro und damit 6 Prozent mehr als noch zu Wochenanfang, hieß es. Check24 rechnet für den Dezember mit einem neuen Rekordwert bei den Heizölpreisen.

Russland folgt dem Beschluss der Opec. "Auch russische Konzerne werden die Ölförderung zurückfahren", sagte Energieminister Alexander Nowak gestern in Moskau. Ab sofort werde Russland seine Tagesförderung um etwa 300 000 Barrel kürzen. Das Land ist allerdings auf die Einahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft dringend angewiesen.

Die Rohölpreise reagierten auf den Opec-Beschluss umgehend mit einem Höhenflug, der sich gestern mit etwas weniger Tempo fortsetzte. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Mittag 52,64 Dollar. Das waren 80 Cent mehr als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI stieg um 66 Cent auf 50,10 Dollar. Durch das Überangebot am Markt hatten sich die Preise seit 2014 allerdings auch fast halbiert. Vor der Einigung der Opec in Wien war ein Fass Rohöl zu einem Preis von rund 47 Dollar zu haben.

"Dies ist ein deutlich größerer Schnitt, als es die meisten erwartet hatten, und es könnte den Ölpreis in Bereiche zwischen 50 und 60 Dollar pro Barrel schicken", kommentierte Bob Minter, Stratege bei Aberdeen Asset Management. Bedeutsam sei der Schritt aber auch, weil man mit Russland ein Land außerhalb des Kartells mit einbezogen habe.

"Vor allem psychologisch stellt die Vereinbarung einen wichtigen Meilenstein dar", meinten Analysten von HSBC Trinkaus. Schließlich habe man es geschafft, zum Teil sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Marktbeobachter von Goldman Sachs rechnen nun ebenfalls mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise, die US-Sorte WTI sehen sie künftig zwischen 55 und 56 Dollar. Die Experten von Morgan Stanley erwarten ein Preisband von 50 bis 60 Dollar, wenn die Opec ihre Produktionskürzung beibehalte.

Offen sei jedoch, ob der Anstieg längerfristig anhält. "Ein deutlicher Nachfrageanstieg beim Öl in den kommenden Jahren ist keine Gewissheit", so Minter. Schließlich wollten etwa Indien und China nicht mehr so stark vom Öl abhängig sein.

Der Iran begrüßte die Einigung auf die erste Förderkürzung seit 2008 als sehr wichtige Entscheidung. "Man dachte schon, die Opec wäre tot, aber mit dieser Einigung hat das Kartell wieder ein wichtiges Lebenszeichen von sich gegeben", sagte Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh.