Frankfurt
Bangen in der Finanzbranche

EZB stellt am kommenden Sonntag die Ergebnisse des Banken-Stresstests vor

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Frankfurt (AFP) Die Stunde der Wahrheit für Europas Banken rückt näher. Am Sonntag verkündet die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihres Stresstests von 130 europäischen Banken. Die Resultate geben Auskunft darüber, ob die Geldhäuser für neue Krisenzeiten gerüstet sind.

Die Ergebnisse des jüngsten Banken-Stresstests werden mit Spannung erwartet – nicht nur von den Geldinstituten selbst, sondern auch von den Finanzmärkten und der Politik. Hier einige zentrale Aspekte der Untersuchung:

n Was ist der Stresstest? Mit dem Test überprüft die EZB in Frankfurt die Kreditrisiken der Banken. Er soll das Vertrauen der Bürger und Märkte in die Geldhäuser stärken sowie für Transparenz und Stabilität sorgen. Die EZB spricht von einem „Gesundheitscheck“. Die Ergebnisse des Stresstests sind für die EZB unabdingbar: Die Zentralbank übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die wichtigsten Finanzhäuser der europäischen Währungsunion. Doch zuvor will sie sichergehen, dass sie sich mit den Banken keine Altlasten unterjubeln lässt.

n Welche Banken wurden getestet? Auf den Prüfstand kamen die 130 wichtigsten Geldinstitute Europas, auch aus Nicht-Euro-Ländern. Die überprüften Geldhäuser decken nach Angaben der Zentralbank 85 Prozent des europäischen Bankensektors ab. 25 von ihnen kommen aus Deutschland – darunter sind etwa die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die Landesbanken.

n Wie wurde getestet? Seit Dezember 2013 durchleuchten EZB-Mitarbeiter zusammen mit nationalen Bankenaufsehern und tausenden Wirtschaftsprüfern die Banken. In einem ersten Schritt prüfte die EZB die Risiken in den Bankbilanzen. Dabei ging es vor allem um die Werthaltigkeit von Krediten: Sind Kredite faul? Können Kreditnehmer wie mittelständische Betriebe ihre Schulden zurückzahlen? Um hier Ausfälle ausgleichen zu können, müssen die Banken über eine Eigenkapitalquote – der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme) – von acht Prozent verfügen.

In einem zweiten Schritt setzte die EZB die Banken zwei Szenarien aus: einem Basis- und einem Krisenszenario. Hierbei handelt es sich um den eigentlichen Stresstest: Wie reagiert ein Geldhaus, wenn beispielsweise die Konjunktur einbricht? In einem Krisenfall muss die Bank dann eine Kapitalquote von mindestens 5,5 Prozent erreichen.

n Wann werden die Banken über das Ergebnis informiert? Die Banken bekommen offenbar drei Tage vor der offiziellen Bekanntgabe der Ergebnisse von der EZB erste Hinweise, ob sie den Stresstest bestanden haben. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ gehen heute um 12 Uhr verschlüsselte E-Mails bei den Geldhäusern ein. Am kommenden Sonntag will die Notenbank dann die endgültigen Ergebnisse des Stresstests veröffentlichen.

n Was passiert, wenn eine Bank durchfällt? Fallen Banken durch den Test, müssen sie ihr Eigenkapital aufbessern. Sie haben zwei Wochen Zeit, zu erklären, wie sie ihre Kapitallöcher stopfen wollen. Danach gibt ihnen die EZB eine höchstens neunmonatige Frist, um das geforderte Kapital aufzubringen. Schaffen sie das nicht, droht im schlimmsten Fall das Aus. Bis dahin ist es laut EZB aber „ein sehr langer Weg“. Schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse haben viele Banken vorgesorgt: Nach Angaben der Bundesbank haben die europäischen Institute ihre Bilanzen in den vergangenen Monaten mit rund 200 Milliarden Euro gestärkt.

n Gibt es Wackelkandidaten? Elke König, Chefin der Bankenaufsicht Bafin, geht davon aus, dass einige Institute in Italien und Frankreich den Test nicht bestehen. Als Wackelkandiaten gelten zudem Geldhäuser in Zypern und Griechenland. In Deutschland galt die Commerzbank wegen riskanter Schiffs- und Immobilienkredite als gefährdet. Sie verkaufte aber Immobilienkredite im Wert von 5,1 Milliarden Euro zum Beispiel aus Portugal. Als weiterer deutscher Wackelkandidat gilt die HSH Nordbank. Die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein hat ebenfalls riskante Schiffskredite vergeben. Zwar haben die beiden Länder die Bank mit bis zu zehn Milliarden Euro abgesichert, ob das reicht, ist aber offen.