Essen
Rückzug aus China?

Metro stoppt offenbar den Vorstoß von Media Markt nach Fernost

08.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

 

Essen/Ingolstadt (DK) Der Metro-Konzern macht dem Ausflug seiner Tochter Media Markt nach China angeblich ein Ende. Der offizielle Beschluss soll in dieser oder Anfang nächster Woche fallen. Dann dürfte der Vorstoß der Ingolstädter Elektromarktkette nach China endgültig gescheitert sein.

Ende 2010 war der erste Media Markt mit großem Tamtam auf chinesischem Boden eröffnet worden. Zum Start in Schanghai waren die damaligen Chefs der Media-Saturn-Holding (MSH), Roland Weise, und des Düsseldorfer Mutterkonzerns Metro, Eckhard Cordes, angereist – mit ehrgeizigen Plänen im Gepäck: Bis Ende 2012 sollten zehn Geschäfte allein in der 23-Millionen-Metropole ihre Tore öffnen. Und landesweit mehr als 100 Media-Markt-Filialen waren dem von Metro und dem chinesischen Elektronikhersteller Foxconn geführten Gemeinschaftsunternehmen bis 2015 vorgegeben.

Das Joint Venture kam auf dem hart umkämpften chinesischen Markt jedoch bei Weitem nicht so flott voran wie geplant. Ende 2012 waren nur sieben Märkte in Schanghai in Betrieb. Jetzt verdichten sich offenbar die Anzeichen, dass Metro dem Experiment wegen der hohen Kosten ein Ende macht. Verschiedene Publikationen spekulieren mit dem üblichen Verweis auf unterrichtete Kreise darüber, dass der Rückzug aus China in den nächsten Tagen offiziell verkündet werde. Der Metro-Konzern lehnte gestern ebenso wie die Media-Saturn-Holding auf Anfrage unserer Zeitung jegliche Stellungnahme zu dem Thema ab.

Eine Überraschung wäre das endgültige Scheitern der China-Offensive nicht. Im November 2012 sagte der neue Metro-Chef Olaf Koch zum China-Geschäft seiner Ingolstädter Elektromarktkette: „Wir werden sicher nicht planlos hunderte Millionen Euro in die Eröffnung neuer Märkte investieren.“ Der Konzern prüfe stattdessen „ausgabenschonendere Modelle“. Was ihm dabei vorschwebte, verriet Koch allerdings nicht.

Dafür zündete Media-Markt-Gründer und MSH-Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals wenig später eine Bombe, indem er und der zweite MSH-Minderheitsgesellschafter Leopold Stiefel aus der eigens für das Chinageschäft gegründeten Media-Saturn-Gesellschaft ausstiegen. Kellerhals fühlte sich von den Düsseldorfern, mit denen er ohnedies wegen seiner Vetorechte bei Media-Saturn im Clinch liegt, schlichtweg im Stich gelassen. Er wollte in China mit den Investitionen richtig klotzen, plädierte sogar für die Übernahme eines Wettbewerbers. Aber: „Die Metro wollte da leider nicht mitziehen“, warf der streitbare Firmengründer der Metro vor.

Die aber – immerhin mit mehr als 75 Prozent an Media-Saturn beteiligt – ließ die Vorwürfe nicht auf sich sitzen. „Herr Kellerhals hat sich aus unserer Sicht weder nachhaltig noch konstruktiv für ein Voranbringen des China-Geschäfts engagiert“, gab die Metro-Zentrale zurück.

Wie vergiftet die Atmosphäre inzwischen ist, zeigen Äußerungen Kellerhals’, mit denen er indirekt die Qualifikation des Metro-Chefs infrage stellt. „Herr Koch versteht etwas von Finanzen, aber nichts von Handel. Er hat keine zukunftsweisende Strategie, sondern will nur noch sparen, sparen, sparen“, wetterte der 73-Jährige vor wenigen Tagen im „Focus“. Mit Kostensenkungen allein habe bisher aber „noch kein Unternehmen reüssiert“. Metro schweigt dazu.

Für Koch, der bis zu seinem Aufstieg an die Metro-Spitze für die Finanzen des Handelsriesen (Cash & Carry, Real, Media-Saturn, Kaufhof) verantwortlich zeichnete, gilt es indes, die Kosten bei der früheren Geldmaschine MSH niedrig zu halten. Denn die Geschäfte der Elektromarktketten laufen wegen des Vormarsches der Online-Händler nicht mehr so geschmiert wie früher. Im Geschäftsjahr 2011 sank der Gewinn von Media-Saturn um 83 Millionen auf 542 Millionen Euro. Die bei MSH allzu spät nachgeholte Öffnung des Vertriebskanals Internet kostet indes viel Geld. Allein für den Erwerb des Online-Händlers Redcoon mussten 125 Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden. Es könnte also auch so sein, dass Koch in China künftig mehr auf das Internet setzt, während Kellerhals weiterhin dem traditionellen Elektromarkt den Vorzug geben wollte.