Essen (DK
Wer führt Karstadt aus der Krise?

Aufsichtsrat spricht über Neubesetzung des Chefsessels und Sanierung des Konzerns

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Essen (DK) Gut zwei Monate nach dem Einstieg von René Benko steht Karstadt vor wichtigen Entscheidungen. Der Chefsessel muss neu besetzt werden und ein Zukunftskonzept muss her.

In Essen hat sich gestern Abend der Karstadt-Aufsichtsrat zu Beratungen über die Zukunft der angeschlagenen Warenhauskette getroffen. Einzelheiten aus der Sitzung drangen zunächst nicht an die Öffentlichkeit. Nach Medienberichten soll eines der wichtigsten Themen die Neubesetzung des seit drei Monaten vakanten Karstadt-Chefsessels sein. Einziger Kandidat für den derzeit wohl schwierigsten Job im deutschen Einzelhandel ist der bisherige, aus Ingolstadt stammende Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. Doch dürfte es vielmehr auch um die Pläne zur Sanierung des Unternehmens gehen.

Verdi hatte bereits vor der Sitzung des Kontrollgremiums Klarheit über die Besetzung der Spitzenposition und die künftige Strategie gefordert. „Wir wollen wissen, wo der Kurs des Unternehmens hingehen soll“, sagte Arno Peukes, der für die Gewerkschaft im Aufsichtsrat sitzt, dem „Tagesspiegel“. „Bei dem bisherigen Sanierungskonzept fehlt uns die Zukunftsperspektive.“ Die Beratungen dauerten am späten Abend noch an.

Einem Bericht zufolge will Karstadt sechs Häuser schließen. Neben zwei klassischen Kaufhäusern in Hamburg-Billstedt und Stuttgart seien auch die auf junge Mode spezialisierten Karstadt-Ableger „K-Town“ in Göttingen und Köln sowie Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt (Oder) betroffen, berichtete das Internetportal „derwesten.de“ unter Berufung auf Unternehmenskreise. Darüber hinaus gebe es 20 Filialen, in denen Verluste entstünden, die auf Dauer nicht hinnehmbar seien. Von Karstadt war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Laut „Welt“ sollen von den Schließungen bis zu 400 der insgesamt 17 000 Arbeitsplätze im Unternehmen betroffen sein.

Der österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko signalisierte unterdessen einem Medienbericht zufolge erneut Interesse an einer Übernahme der Warenhauskette Kaufhof. Der Kaufpreis solle bei 2,5 Milliarden bis 2,7 Milliarden Euro liegen, schrieb die „Lebensmittel Zeitung“ gestern unter Berufung auf Insider. Konkrete Verhandlungen über einen Verkauf der Metro-Tochter hätten jedoch noch nicht begonnen.

Ein Sprecher des österreichischen Benko-Unternehmens Signa wies die Meldung allerdings zurück. „Der Bericht entbehrt jeder Grundlage. Die Signa konzentriert sich zusammen mit dem Management von Karstadt voll und ganz auf das Sanierungs- und Zukunftsprogramm für die Karstadt Warenhaus GmbH“, erklärte Signa-Sprecher Robert Leingruber. Die auf Immobiliengeschäfte spezialisierte Finanzgruppe Signa hatte in der Vergangenheit schon einmal Interesse an einer Übernahme des Karstadt-Konkurrenten Kaufhof bekundet.

Der Kaufhof-Mutterkonzern Metro in Düsseldorf, zu dem auch die Ingolstädter Elektronikmarktketten Media-Markt und Saturn gehören, lehnte eine Stellungnahme zu „Marktgerüchten und Spekulationen“ ab. Metro sei mit Galeria Kaufhof „sehr zufrieden“. „Wir haben immer betont, dass die Bedingungen für einen möglichen Erwerb des Kaufhofs neben einem angemessenen Preis und einer soliden Finanzierung auch eine langfristige Zukunftsstrategie sein muss“, hieß es.