Essen
Vanillepreise im Höhenflug

Nachfrage nach begehrtem Rohstoff deutlich gestiegen Eis vorerst nicht teurer

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Foto: DK

Essen/Hamburg (DK) Vanillepreise im Höhenflug: Innerhalb von nur wenigen Jahren sind die Kosten für das weltweit begehrte Naturaroma von etwa 30 Euro pro Kilogramm auf derzeit rund 500 Euro gestiegen.

Dass es bald günstiger werde, sei derzeit nicht in Sicht, berichtet der Inhaber des Vanillehandelshauses Aust & Hachmann, Bernd Hachmann. Das 1881 gegründete Hamburger Unternehmen ist auf den Handel mit Vanille spezialisiert und gehört mit dem Verkauf von rund 300 Tonnen pro Jahr zu den weltweit wichtigsten Anbietern. "Die Vanille ist in einer ganz großen Krise", beklagt Hachmann.

Sogenannte Bourbon-Vanille, die nur aus den Gebieten Madagaskar, La Réunion oder den Komoren stammen dürfe, sei derzeit kaum noch zu bekommen. "Im Moment können wir nichts anbieten." Dies vor allem deshalb, weil Anfang März ein verheerender Wirbelsturm im Hauptanbaugebiet der Vanille im Norden Madagaskars nahezu die komplette Ernte vernichtet hat. Der Süden ist dagegen seit Jahren von einer Dürre betroffen. Der Inselstaat vor der Ostküste Afrikas liefert immerhin rund vier Fünftel des Weltbedarfs an Vanille.

Verkauft werde derzeit zunehmend sogenannte Tahiti-Vanille aus Papua Neuguinea, deren Aroma weniger weich und sanft sei. Das Gewürz Vanille wird aus den fermentierten Kapselfrüchten einiger Orchideenarten gewonnen.

Während die Produktion unter anderem durch die niedrigen Preise der Vergangenheit vor allem im Hauptanbauland Madagaskar zurückgegangen sei, sei die Nachfrage nach echter Vanille durch den Ernährungstrend hin zu natürlichen Inhaltsstoffen deutlich angestiegen. Zusätzlich sei die Verknappung durch Spekulation angeheizt worden, sagt Hachmann. Da bis zum Aufbau neuer Plantagen etwa drei bis vier Jahre notwendig seien, sei zumindest kurzfristig nicht mit einer Lösung des Problems zu rechnen.

Bereits heute werde vorwiegend künstliches Vanillearoma eingesetzt, meint Hachmann. Er sagt: "Der Normalverbraucher schmeckt den Unterschied nicht." Annalisa Carnio vom Verband der italienischen Speiseeishersteller Uniteis verweist dagegen auf die Kennzeichnungspflicht, wenn Eisdielen auf das künstliche Aroma zurückgreifen. Die Mehrzahl der handwerklich arbeitenden Eisdielen verwende den natürlichen Aromastoff, für den die Betriebe nach ihren Angaben derzeit bis zu 700 oder 800 Euro je Kilo zahlen müssen.

Bei Preisen zwischen etwa 80 Cent und 1,60 Euro je Kugel sei ihr bislang jedoch noch keine Eisdiele bekannt, die wegen der hohen Vanillepreise bereits einen Zuschlag für die besonders bei Kindern beliebte Eissorte verlange. Anders sehe die Situation dagegen bei dem in der Produktion besonders kostspieligen Pistazieneis aus.

Auch beim Verband der deutschen Markeneishersteller verweist Sprecher Ernst Kammerinke auf eine Mischkalkulation in der industriellen Eisherstellung, bei der Preisschwankungen bei einzelnen Zutaten zunächst keine Auswirkungen hätten. Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches müsse im "Vanilleeis" natürliches Vanillearoma verwendet werden, anders als im "Eis mit Vanillegeschmack". Welcher Anteil dabei auf den teuren Rohstoff Vanille entfällt, wollte der Sprecher jedoch nicht sagen. Seit 2014 hat sich der Preis für Vanille fast verzehnfacht.

Mit einem Marktanteil von 31 Prozent war Vanilleeis nach Angaben des Verbands im vergangenen Jahr bei Haushaltspackungen im Lebensmittelhandel die beliebteste Sorte vor Schokoladen- und Nusseis. Nach dem weitgehend eher kühlen Frühjahr hoffen die rund 9000 deutschen Eisdielen nun bald auf viele sonnige Tage. "Die stärksten Umsätze machen die Eisdielen im Frühjahr, wenn die Leute noch Nachholbedarf haben", sagte Carnio. Bei der Wahl der Eissorten seien die deutschen Verbraucher konservativ und griffen am liebsten bei den klassischen Sorten zu.