Audi-Chef Stadler: "Das ist keine Krise"

18.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Ingolstadt (DK) Diese Gespräche werden die 43 000 Audi-Beschäftigten in Ingolstadt mit großem Interesse verfolgen. Seit Montag verhandeln Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertreter über einen neuen Beschäftigungspakt. Die alte Vereinbarung sieht eine Beschäftigungssicherung bis 2018 vor.

Die Stimmung im Unternehmen war zuletzt merklich angespannt. Auf der jüngsten Betriebsversammlung gab es sogar Pfiffe gegen Audi-Chef Rupert Stadler, wohl auch, weil er mangels Auslastung die Streichung einer Schicht auf der A 4-Linie ins Spiel gebracht hatte. Die Abwesenheit des Vorstands bei einer Versammlung in der Dauernachtschicht sorgte bei Teilen der Belegschaft für zusätzlichen Unmut. Der Audi-Chef kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Die Dauernachtschicht ist traditionell die Bühne des Werkleiters, das war schon immer so. Es gab nichts zu verkünden, weil wir ja noch nicht mal zusammengesessen sind“, erklärt Stadler. Ein Teil der Nachtschicht sei bei der normalen Betriebsversammlung anwesend gewesen. „Wenn es dann etwas zu verkünden gibt, dann wird auch der Vorstand in der Dauernachtschicht da sein“, verspricht der Audi-Chef im Gespräch mit unserer Zeitung.

Für die anstehenden Gespräche mit dem Betriebsrat fordert er einen „offenen Dialogansatz“. Dass der Vorstand an der wirtschaftlichsten Lösung interessiert sei, sei verständlich. „Ich finde es nicht gut, wenn man seine Position schon vorher zementiert“, sagt Stadler.

Nicht ganz so defensiv geht Peter Mosch in die Verhandlungen. „Wir erwarten konstruktive Gespräche, bei denen am Ende klare Ergebnisse im Sinne der Belegschaft feststehen“, umreißt der Betriebsratschef die Erwartungshaltung der Arbeitnehmer und stellt klar: „Die Beschäftigungssicherheit über 2018 hinaus muss stehen. Da gibt es kein Wenn und kein Aber.“ 

Ein wichtiger Punkt in den Verhandlungen dürfte die künftige Fahrweise auf der Linie sein, auf der der A 4 produziert wird. Obwohl das neue Modell zuletzt beim Absatz um 20 Prozent zugelegt hat und in seinem Segment Markführer ist, ist die Linie nicht voll ausgelastet. Denn die Nachfrage nach der Limousine liegt hinter den Erwartungen. Dazu kommt, dass in einigen Länder wegen des Diesel-Skandals ein Importstopp für Audi-Fahrzeuge gelte. Auch deshalb steht der Wegfall einer Schicht zur Diskussion.

 „Aber das ist keine Krise. Wir müssen über die Flexibilisierung von Schichtmodellen sprechen. Parallel dazu bauen wir die Montagelinie für einen dreistelligen Millionenbetrag um, damit auch die technische Flexibilität erhöht wird“, sagt Stadler. So habe man jetzt sogar schon die Chance, die technischen Anforderungen für die nächsten A 4- und A 5-Familien zu berücksichtigen.

Wenn dann am Ende der neue Beschäftigungspakt steht, dann wird dieser nur die Stamm?belegschaft betreffen. Für die Leiharbeiter sieht die Zukunft bei Audi schon jetzt nicht rosig aus. „Wir setzen Leiharbeit nicht ein, um die Grundlast abzudecken. Wir haben Leiharbeiter deshalb an Bord geholt, weil wir uns so temporär Unterstützung gesichert haben“, sagt Stadler. 

Die wichtigsten Anläufe seien geschafft, deshalb könne die Zahl der Leiharbeiter nun auch wieder reduziert werden. „Und außerdem haben wir über die letzten Jahre viele Leiharbeiter in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.“