Audi setzt Techniker vor die Tür

Abgas-Skandal: Vier Motorenentwickler der VW-Tochter erhalten die fristlose Kündigung

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Ingolstadt (DK) Wegen des VW-Abgas-Skandals verlieren die ersten Mitarbeiter bei der Konzerntochter Audi ihre Jobs. Vier Motorenentwicklern wurde die fristlose Kündigung zugestellt, wie ein Unternehmenssprecher in Ingolstadt gestern unserer Zeitung bestätigte. Zudem prüfe das Unternehmen Strafanzeige gegen unbekannt.

Unter den Gekündigten ist auch Ulrich Weiß, der frühere Leiter der Audi-Motorenentwicklung in Neckarsulm. Der bislang ungekündigt freigestellte Manager hatte in der vergangenen Woche per Eilverfahren beim Landesarbeitsgericht Stuttgart versucht, seine Weiterbeschäftigung einzuklagen. Die Klage war aber von dem Gericht abgewiesen worden. Nun muss sich das Arbeitsgericht Heilbronn ab heute mit dem Fall im Hauptsacheverfahren beschäftigen. Allerdings ergibt sich mit der fristlosen Kündigung ein neuer Sachverhalt.

Die jetzt ausgesprochenen fristlosen Kündigungen, über die zuvor das „Handelsblatt“ berichtet hatte, beruhen auf Erkenntnissen aus den VW-internen Ermittlungen der US-Kanzlei Jones Day. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse über die millionenfache Manipulation von Abgas-Werten bei Diesel-Fahrzeugen waren auch in den 2016 geschlossenen Vergleich des VW-Konzerns mit der US-Justiz eingeflossen. Die in dem sogenannten Statement of Facts festgehaltenen Fakten hätten sich mittlerweile so verdichtet, dass arbeitsrechtliche Maßnahmen eingeleitet werden mussten, wie es in Unternehmenskreisen hieß.

Weiß’ Anwalt Hans-Georg Kauffeld hatte vergangene Woche beim Landesarbeitsgericht Dokumente vorgelegt, aus denen hervorgehen soll, dass Audi-Vorstandschef Rupert Stadler spätestens ab 2012 und nicht erst Ende 2015 über die Manipulation der Abgas-Werte bei den 3-Liter-TDI-Motoren informiert gewesen sein soll. Mit der Freistellung von Weiß wolle die VW-Tochter von den eigentlich Verantwortlichen für den Skandal ablenken wollen, so Kauffeld.

Die in Stuttgart vorgelegten Dokumente sollen wie aus dem Umfeld des Autoherstellers zu erfahren war, jedoch auch von Jones Day geprüft worden sein. Daraus habe sich aber kein Verdacht gegen Stadler oder andere Vorstandsmitglieder ergeben. Auch in der Anklage der US-Justiz gegen sieben VW-Konzernmanager wegen des Abgas-Betrugs tauchen keine Namen von Vorstandsmitgliedern auf.

Audi prüft – möglicherweise in diesem Zusammenhang – eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen falscher Verdächtigung, Verrat von Betriebsgeheimnissen und unterschiedlicher Versionen relevanter Dokumente, die im Umlauf sind. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher.