Brüssel
Es wird eng für die Lufthansa

EU-Kommission hat starke Bedenken bei Übernahme von Air Berlin Behörde befragt Kunden und Wettbewerber

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Brüssel (AFP) Die EU-Kommission sieht die geplante Übernahme großer Teile von Air Berlin durch die Lufthansa sehr kritisch. "Wir haben starke Wettbewerbsbedenken", sagte die zuständige Kommissarin Margrethe Vestager (Foto) am Freitag in Brüssel.

Es bestehe das "Risiko, dass Lufthansa auf einigen Strecken das Monopol haben wird".

Deutschlands größte Airline will für 210 Millionen Euro insgesamt 81 der 140 Maschinen von Air Berlin übernehmen sowie Start- und Landerechte (Slots). Für einen kleineren Teil der früheren Air-Berlin-Flotte interessiert sich die britischen Easyjet. Die EU-Kommission hat im Fall Lufthansa Bedenken wegen der dann großen Marktmacht der Fluggesellschaft. Der Konzern machte daher nach eigenen Angaben bereits Zugeständnisse.

Vestager sagte, die Kommission wolle noch Informationen von Kunden und Wettbewerbern, um ihre Zweifel bezüglich des Kaufs auszuräumen. Medienberichten zufolge ist die Lufthansa bereit, Slots an wichtigen Flughäfen wie Berlin, Düsseldorf oder Palma de Mallorca abzugeben.

Die EU-Kommission prüft die Übernahme zunächst bis 21. Dezember. Sollte sie bis dahin keine Entscheidung getroffen haben, kann sie eine vertiefte Prüfung einleiten. Dafür sind 90 Tage vorgesehen - eine Verlängerung ist möglich.

"Alles hängt von der Lage der Wettbewerber ab", sagte Vestager. Langfristig sei es für die Kunden in Deutschland und in Österreich wichtig, die Wahl zu haben - und Unternehmen zu haben, die sich Konkurrenz machen und so die Ticketpreise niedrig halten.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb wurde bis Ende Oktober dank eines staatlichen Überbrückungskredits in Höhe von 150 Millionen Euro aufrechterhalten. Air Berlin hatte im Sommer noch gut 8000 Beschäftigte, bis Mitte Oktober verließen mehrere Hundert den Konzern. Rund 4000 Mitarbeiter könnten bei Easyjet und Lufthansa unterkommen, bei Luftá †hansa aber nicht alle zu alten Konditionen.

Gut zwei Wochen vor Weihnachten haben einige der früheren Air-Berlin-Beschäftigten wieder einen Arbeitsvertrag in der Tasche. In Berlin und Umgebung hätten etwa 250 Menschen, die bei Jobcentern gemeldet waren, eine neue Perspektive gefunden. "Es geht gut voran", sagte der Leiter der Arbeitsagentur Berlin Nord, Christoph Möller. In der Region seien aber auch noch rund 700 frühere Air-Berlin-Mitarbeiter arbeitslos gemeldet. In Nordrhein-Westfalen sind es ähnlich viele. "Wir erleben in der Wirtschaft ein hohes Interesse an diesen Mitarbeitern", sagte Möller. Manche würden neue Jobs zum 1. Januar anfangen. Allerdings zählten dazu auch diejenigen, die von der Lufthansa zunächst nur einen Schulungsvertrag bekommen hätten. ‹ŒFoto: Wijngaert/dpa