Bremen
Satelliten sind profitables Geschäft

Bremer OHB wächst vom Kleinbetrieb zu einem der bedeutendsten europäischen Raumfahrtunternehmen

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Bremen (dpa) Wenn eines Tages die ersten Europäer auf dem Mars landen, möchte das Bremer Unternehmen OHB dabei sein. "Die Raumfahrt wird in den nächsten Jahrzehnten noch unglaubliche Fortschritte erzielen", sagt OHB-Chef Marco Fuchs. Sein Unternehmen wolle dabei eine wichtige Rolle spielen. "Es geht um die Vision, dass Raumfahrt nützlich für die Menschheit ist und das Leben auf der Erde erleichtert", erklärt der 54-jährige Vorstandsvorsitzende der Firma, die unter anderem Satelliten für das europäische Navigationssystem "Galileo" gebaut hat.

Von der Nützlichkeit der Raumfahrt ist auch die Bundesregierung überzeugt. "Unser tägliches Leben ist ohne die Raumfahrt kaum vorstellbar", schreibt sie zum Thema Raumfahrt. "Beim Wetterbericht sind die Satellitenaufnahmen für uns heute so selbstverständlich, dass wir nicht mehr darüber nachdenken." Das Familienunternehmen OHB hat von dieser Bewertung profitiert - bei vielen Aufträgen zahlt der Bund einen großen Beitrag.

Die Entwicklung von OHB ist erstaunlich. Sie begann 1981, als Marco Fuchs und seine Schwester das Elternhaus verlassen hatten und ihre Mutter Christa Fuchs eine neue berufliche Herausforderung suchte. Zufällig hörte die gelernte Kauffrau davon, dass die Inhaber des 1958 gegründeten Hydraulikbetriebs OHB einen Nachfolger suchten. Die Bremer Firma hatte fünf Mitarbeiter und baute elektrische und hydraulische Schiffssysteme für die Bundeswehr. Sie stieg als Teilhaberin ein und übernahm kurze Zeit später die unternehmerische Führung. 1985 kam ihr Mann Manfred Fuchs (1938 - 2014) dazu, der bis dahin als Manager in der Raumfahrtbranche gearbeitet hatte.

"OHB ist es innerhalb der letzten vier Jahrzehnte gelungen, sich als eines der führenden Unternehmen in der europäischen Raumfahrt durchzusetzen und damit auch gegen deutlich größere Unternehmen wirtschaftlich zu behaupten", teilt ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums mit. Er nennt OHB einen "verlässlichen Partner der Bundeswehr".

Inzwischen beschäftigt der Konzern rund 2300 Mitarbeiter. An der Börse ist OHB seit 2001. Rund 70 Prozent der Aktien sind im Familienbesitz, größter Anteilseigner ist Marco Fuchs. "Das ist eine Bremer Erfolgsstory", sagt der Geschäftsführer der IG Metall Bremen, Volker Stahmann. Es sei bemerkenswert, wie stark die Mitarbeiterzahl gewachsen ist. "Es ist eine Multikulti-Belegschaft, die ich als äußerst erfrischend empfinde."

Zu den wichtigsten Projekten gehören das radargestützte Aufklärungssystem SAR-Lupe und das Nachfolgesystem SARah für die Bundesrepublik Deutschland, die 22 "Galileo"-Satelliten und die Satellitenplattform "SmallGEO". "Damit sind wir jetzt in der großen Klasse", sagt Fuchs, der als Anwalt arbeitete, bevor er 1995 ins Unternehmen seiner Eltern wechselte. "Der 'SmallGEO' als Dreitonnenklasse ist die Königsdisziplin im Satellitenbau."

Für OHB sind Satelliten ein profitables Geschäft. 2016 lag der Überschuss bei 25,6 Millionen, nach 25,4 Millionen Euro im Vorjahr - bei einem Umsatz von 699,2 (Vorjahr: 719,7) Millionen Euro. Für Marco Fuchs sind die Zahlen nicht das Wichtigste. Seine Ambitionen sind größer. "Wenn es weiter geht Richtung Mond und Mars, wollen wir vorne mit dabei sein."