Berlin
Zu wenig Geld für die Eisenbahn

Allianz pro Schiene kritisiert: Deutschland investiert mehr in Straßen als in Gleise Die Schweiz macht es umgekehrt

12.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

Berlin (AFP) Deutschland investiert einer Studie zufolge weiterhin deutlich weniger in sein Schienennetz als andere europäische Länder: Während etwa die Schweiz als Spitzenreiter im vergangenen Jahr pro Einwohner 378 Euro für die Eisenbahninfrastruktur ausgab, waren es in Deutschland nur 64 Euro, wie die gestern von dem Lobbyverband Allianz pro Schiene in Berlin vorgestellte Rangliste ergab.

Deutschland komme damit in dem Vergleich ausgewählter europäischer Länder nur auf einen der hinteren Ränge.

Auf dem zweiten Platz liegt Österreich mit Investitionen in Höhe von 198 Euro pro Einwohner, gefolgt von Schweden (170 Euro), Großbritannien (151 Euro), Dänemark (136 Euro) und den Niederlanden (133 Euro). Italien liegt mit Pro-Kopf-Ausgaben für das Schienennetz von 68 Euro knapp vor Deutschland. Unter den für die Studie ausgewählten Ländern geben nur Spanien und Frankreich mit 36 Euro beziehungsweise 37 Euro noch weniger als Deutschland aus.

Die Allianz pro Schiene sieht hierzulande zwar eine Trendwende hinsichtlich der Ausgaben für die Eisenbahninfrastruktur, nachdem die Pro-Kopf-Ausgaben 2014 noch 49 Euro und im Folgejahr 56 Euro betragen hatten. Der Geschäftsführer des Lobbyverbands, Dirk Flege, kritisierte jedoch, dass mit den Ausgaben in Höhe von 68 Euro allein der Bestand des Schienennetzes gesichert werde.

Um auch beim Neu- und Ausbau voranzukommen, seien Investitionen von rund 80 Euro pro Kopf erforderlich. "Und sogar dann bleibt der Abstand zu den Ländern, die dreistellig investieren, schmerzhaft groß", erklärte Flege. Die Allianz pro Schiene bemängelt zudem, dass Deutschland im Gegensatz zu den Spitzenreitern der Rangliste, Schweiz und Österreich, mehr Geld für den Straßenbau ausgibt als für die Schieneninfrastruktur.

In Deutschland flossen im vergangenen Jahr der Studie zufolge 53 Prozent der staatlichen Infrastrukturinvestitionen des Bundes in den Straßenbau, während es in Österreich ein Drittel und in der Schweiz 40 Prozent waren. "Die Transitländer Schweiz und Österreich begleiten die Verkehrsverlagerung ganz gezielt mit Investitionen in ihre Eisenbahnnetze, während Deutschland seine straßenlastige Weichenstellung immer weiter fortschreibt", kritisierte Flege.