Berlin
Schlechte Ernte bringt Landwirte in Bedrängnis

Erheblich weniger Getreide und Raps Steigende Preise für Verbraucher befürchtet

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Berlin (AFP) Der verregnete Sommer, viele Schädlinge und Pflanzenkrankheiten haben den deutschen Bauern eine maue Ernte beschert. Die Landwirte holten durch das nasse Wetter deutlich weniger Getreide ein als im Vorjahr und auch bei vielen Obst- und Gemüsesorten sorgten Wetterextreme für Probleme, wie der Deutsche Bauernverband am Freitag mitteilte.

Angesichts der schlechten Ernte drohen Verbrauchern für einige Produkte womöglich höhere Preise.

Die Getreide- und Rapsernte sei deutschlandweit enttäuschend ausgefallen, erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, zur diesjährigen Erntebilanz. "Ertragseinbußen in diesem Ausmaß haben wir vor der Ernte nicht erwartet." Bei Getreide sank die Erntemenge demnach im Vorjahresvergleich um elf Prozent auf 43,5 Millionen Tonnen. Mit 4,5 Millionen Tonnen wurde auch deutlich weniger Raps geerntet - ebenfalls ein Rückgang von elf Prozent.

Der Grund: zu viel Regen und zu wenig Sonne. In einigen Regionen hätten die Pflanzen durch staunassen und dadurch sauerstoffarmen Boden nicht genügend Nährstoffe aufnehmen können, erklärte der Bauernverband. Zudem hätten Niederschläge vielerorts die Felder zeitweise unbefahrbar gemacht und damit nötige Pflanzenschutzmaßnahmen verhindert. Dadurch seien vermehrt Krankheiten und Schädlinge aufgetreten.

Beim Winterweizen, der am häufigsten angebauten Getreideart hierzulande, konnten durch das schlechte Wetter bisher erst drei Viertel der Flächen geerntet werden. Der Bauernverband rechnete damit, dass die Erntemenge gegenüber dem Vorjahr um knapp 3,3 Millionen Tonnen auf etwa 23 Millionen Tonnen zurückgeht.

Die Qualität falle "sehr unterschiedlich" aus, erklärte der Verband. Viele Landwirte sorgen sich demnach, dass sie noch zu erntenden Weizen nur als günstigeren Futter- und nicht als Brotweizen vermarkten können. Um weitere Qualitätseinbußen zu vermeiden, würden inzwischen viele Felder trotz eines hohen Feuchtigkeitsgehalts abgeerntet. Das Getreide muss vor der Lagerung dann allerdings noch getrocknet werden - das ist arbeitsintensiv und teuer.

Der Bauernverband beklagte darüber hinaus, dass die feucht-schwüle Witterung Pflanzenkrankheiten und das Auftreten von Schädlingen begünstigt habe. Dies habe in diesem Jahr besonders deutlich gezeigt, wie nötig eine "ausreichende Palette" an Pflanzenschutzmitteln sei, betonte Rukwied. Demnach hatten die Bauern unter anderem mit pilzlichen Erregern wie dem Falschen Mehltau zu kämpfen, mit der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln und mit der Kirschessigfliege, die die Früchte ungenießbar macht.

DBV-Vorstandsmitglied Wolfgang Vogel rechnete angesichts der schlechten Ernte mit steigenden Preisen für Verbraucher. "Der Verbraucher muss sich darauf einstellen, dass Qualität einen Preis hat", sagte er. Der "ein oder andere" Preis werde nach oben gehen. Während Vogel beispielsweise davon ausging, dass Brötchen "ein paar Cents mehr" kosten könnten, rechnete Verbandspräsident Rukwied in der Summe nicht mit nennenswerten Effekten. Speisefrühkartoffeln sind allerdings derzeit bereits teurer als im vergangenen Jahr. Kosteten festkochende Sorten vor einem Jahr noch einen Euro pro Kilo, sind es laut Verband derzeit 1,07 Euro.