Berlin
Norma zieht Klage zurück

In Verhandlungspoker um Kaiser's Tengelmann kommt überraschend noch einmal Bewegung

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Berlin (DK) "Ich finde das klasse, ich finde das cool" - so der spontane Gefühlsausbruch gestern bei Rainer Schroers, Betriebsratschef von Kaiser's Tengelmann Nordrhein-Westfalen. Der Grund: Der Discounter Norma, einer der bisherigen Gegner der Übernahme der defizitären Kette durch Edeka, wird seine Klage gegen die Ministererlaubnis dafür zurückziehen. "Nach den niederschmetternden Nachrichten der vergangenen Tage ist das ein erster Hoffnungsschimmer", so Schroers im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. "Ein kleiner Zug in die richtige Richtung, auch wenn es noch nicht reicht, wirklich optimistisch zu sein."

Immerhin gibt es wieder Bewegung. Nachdem die bisherigen Verhandlungen um eine Rettung der Kette mit ihren knapp 16 000 Mitarbeitern gescheitert waren, hatte Kaiser's-Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub die Zerschlagung gestartet: Seit Montag können Interessenten Angebote für die einzelnen Filialen in Nordrhein-Westfalen abgeben. Tausende Beschäftigte drohen auf der Straße zu landen.

Norma erklärte gestern, es gebe zwar "weiterhin kartellrechtliche Bedenken" gegen die Komplettübernahme durch Edeka. Doch wolle man im Interesse der Beschäftigten einer Einigung nicht im Wege stehen. Dafür bleiben die Hürden hoch: Neben Norma hatten auch Rewe und Markant gegen den Edeka-Deal geklagt, blockieren so die Umsetzung der Ministererlaubnis von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Lenken auch sie jetzt ein? Von beiden gab es gestern zunächst keine Signale.

Am Wochenende hatte Rewe-Chef Alain Caparros grünes Licht für den Edeka-Deal entschieden abgelehnt, er will selbst große Teile oder die gesamte Kette übernehmen, wehrt sich so gegen eine Marktdominanz von Edeka.

Kaiser's-Tengelmann-Chef Haub appellierte gestern an die Blockierer, dem Schritt von Norma zu folgen: Angesichts des "fortschreitenden Niedergangs" seiner Kette, die Monat für Monat Millionenverluste einfährt, könne nur noch eine "zeitnahe Gesamtübernahme alle Arbeitsplätze sichern". Mit Norma sei ein finanzieller Ausgleich gefunden worden.

Wie weit wird er Rewe-Chef Caparros entgegenkommen? Gepokert wird offenbar nicht nur um Ausgleichszahlungen, die Caparros bislang ausschlägt, auch der Tausch von Filial-Paketen oder einzelnen Niederlassungen wäre innerhalb der Ministererlaubnis möglich, hieß es gestern in Berlin. Darauf müsste sich freilich auch Edeka-Chef Markus Mosa einlassen. Die Uhr tickt. Nächsten Mittwoch läuft die Frist aus, bis zu der sich Interessenten für die NRW-Filialen melden können.