Berlin
Nicht mehr umsonst

Postbank schränkt kostenloses Girokonto ein Unternehmen verweist auf niedrige Zinsen

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Berlin (AFP) Die Postbank schafft das kostenlose Girokonto für die meisten Kunden ab. Das Basiskonto, das bisher ab 1000 Euro Geldeingang im Monat gebührenfrei war, kostet künftig 3,90 Euro monatlich. Nur für junge Leute und Kunden mit hohen Einkünften gibt es Konten ab 1. November noch umsonst.

Günstiger ist das neue Konto "Giro direkt" für Kunden, die Bankgeschäfte vor allem online erledigen. Es kostet monatlich 1,90 Euro, allerdings gibt es Extragebühren für Auszahlungen am Schalter sowie Überweisungen per Beleg oder per Telefonbanking.

Das Komfort-Konto "Giro extra plus" wiederum bietet Besserverdienern eine gebührenfreie Option. Es ist ab einem Geldeingang von 3000 Euro im Monat kostenlos, ansonsten werden 9,90 Euro monatlich fällig. Schließlich gibt es noch das Giro start direkt für Kunden unter 23 - auch sie zahlen keine Gebühren.

Auf die Frage, ob nach der Kontenreform die meisten Kunden mehr zahlen, sagte Produktvorstand Susanne Klöß der Wochenendausgabe der "Süddeutschen Zeitung": "Ja, das ist so." In einer Mitteilung der Postbank begründete sie den Schritt mit dem schwierigen Marktumfeld, insbesondere den niedrigen Zinsen. Es werde "immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen".

"Klar ist, dass unsere Dienstleistungen einen Wert und damit einen Preis haben", betonte Klöß. Die angekündigten Umstellungen sorgten für eine "faire Balance" zwischen den Interessen der Kunden und der Aktionäre.

In der "Süddeutschen Zeitung" griff Klöß zugleich die Kostenlos-Kultur bei Bankkonten an. "Wenn man in Frankfurt eine Stunde parkt, kostet das 2,50 Euro", sagte sie. "Darüber diskutiert kein Mensch." Für die Kontoführungsgebühren gebe es "einen echten Gegenwert in Form einer Dienstleistung".

Die rund 5,3 Millionen Inhaber von Postbank-Girokonten werden laut der Bank derzeit per Brief über die Neuerungen informiert. Wer nicht zahlen will und den entsprechenden Änderungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht zustimmt, dem wird die Bank nach Angaben auf ihrer Internetseite in letzter Konsequenz das Konto kündigen. Zu Kundenabgängen, die aufgrund der Einführung der Gebühren möglicherweise bevorstehen könnten, sagte Klöß: "Aber klar, einige werden sich jetzt umorientieren."

Das Vorgehen der zur Deutschen Bank gehörenden Postbank wirft ein Schlaglicht auf die Lage der Branche. Die Niedrigzinsphase macht es ihnen schwerer, Geld zu verdienen. Inzwischen brechen einige Banken sogar das Tabu, Strafzinsen für Geldeinlagen auf Privatkonten zu erheben. Andere Institute wiederum bitten Kunden stärker für das Abheben an fremden Geldautomaten zur Kasse oder erheben Gebühren für Giro- oder Kreditkarten.

Wer ein für sich passendes günstiges Girokonto sucht, kann sich im Internet auf Vergleichsportalen nach geeigneten Optionen umsehen. Die Stiftung Warentest hat einen Girokonten-Vergleich für die Oktober-Ausgabe der "Finanztest" angekündigt.