Berlin
Lehrlinge dringend gesucht

DIHK: 172 000 Ausbildungsplätze unbesetzt "Allerbeste Chancen" für Bewerber

26.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Berlin (DK) Noch wenige Tage, dann beginnt offiziell das neue Ausbildungsjahr. Aber noch immer sind bundesweit rund 172 000 Lehrstellen nicht besetzt. Dabei bietet sich Jugendlichen eine große Auswahl an Berufen.

"Jugendliche Lehrstellenbewerber haben in diesem Jahr allerbeste Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden", warb Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), gestern in Berlin um Kurzentschlossene. Ende Juli lag die Lücke zwischen den bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Ausbildungsangeboten und den suchenden Bewerbern noch bei 24 000. Der DIHK spricht sogar von 172 000 offenen Lehrstellen.

Selbst in beliebten Berufen sind noch Tausende Plätze frei. Zuletzt gab es noch 12 800 offene Lehrstellen für Einzelhandelskaufleute, etwa 11 000 für Verkäufer und 6200 für Köche. Für Bürokaufleute wurden noch rund 5300 Lehrstellen angeboten. Gesucht werden zudem Tausende Friseure, Lagerlogistiker, Kfz-Mechatroniker und medizinische Fachangestellte.

Hoch im Kurs stehen bei den Schulabgängern traditionell die kaufmännischen Berufe. Laut BA war Kaufmann/-frau für Büromanagement 2015 der beliebteste Ausbildungsberuf in Deutschland. Auf Platz zwei lag Einzelhandelskaufmann/-kauf- frau, gefolgt von Verkäufer/Verkäuferin, Industriekaufmann/-kauffrau, Medizinische Fachangestellte, Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker und Schreiner.

Für die Unternehmen wird es aber immer schwieriger, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Laut Schweitzer haben rund 14 000 Betriebe in diesem Jahr gar keine Bewerber. Die Wirtschaft klagt darüber, dass immer mehr Schulabgänger studieren, statt eine Lehre zu beginnen. "Viele Jugendliche sind sich nicht im Klaren darüber, dass die Gefahr von Arbeitslosigkeit bei einer Kombination von betrieblicher Aus- und Weiterbildung geringer ist als bei Akademikern", so der DIHK.

Die Wirtschaft zielt inzwischen auch auf leistungsschwächere Jugendliche, um an genügend Bewerber zu kommen. Rund drei Viertel der Unternehmen haben laut DIHK die Anforderungen zum Teil gesenkt. Andere werben mit Geschenken, Vergünstigungen oder höheren Ausbildungsvergütungen.

Die großen Hoffnungen des vergangenen Jahres, die vielen jungen Flüchtlinge könnten für Entlastung sorgen, haben sich bislang nicht erfüllt. "In etwa fünf Jahren werden Flüchtlinge hoffentlich zur Behebung des Fachkräfteengpasses einen kleinen Teil beitragen können", ist Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer überzeugt.

Nur drei Prozent der Betriebe beschäftigen Flüchtlinge als Lehrlinge. Insgesamt sind es 10 000 Azubis. Deutlich mehr Flüchtlinge werden erst 2017 für den Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen, weil dann ihre Asylverfahren beendet sein werden.