Berlin
Deutsche Autobauer trotzen der Diesel-Affäre

Branchenverband VDA verteidigt Selbstzünder, setzt aber auch auf Elektromobilität

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Berlin (DK) Die deutsche Automobilindustrie hat trotz des Abgas-Skandals in diesem Jahr gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz der Hersteller erhöhte sich in den ersten neun Monaten um zwei Prozent auf 306 Milliarden Euro, die Beschäftigung in der Branche liegt mit rund 815 000 Mitarbeitern auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. "Das Vertrauen in unsere Produkte ist größer, als alle Kritiker glauben", sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann (Foto), am Freitag in Berlin.

Wissmann verteidigte die deutschen Diesel-Autos gegen Kritik. Zugleich erwartet er ab 2017 eine steil steigende Nachfrage nach Elektroautos. Für das kommende Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum vor allem in der Auslandsproduktion. China dürfte dabei erneut ein Treiber der Branche sein - mit einem prognostizierten Plus von 5 Prozent auf 24,2 Millionen Pkw, nach "überraschend starken" 15 Prozent Anstieg in diesem Jahr. Weltweit werden in diesem Jahr voraussichtlich 81,6 Millionen Autos (plus 4 Prozent) verkauft. Im nächsten Jahr sollen nochmals gut 2 Prozent hinzukommen - auf dann 83,6 Millionen.

Forderungen nach einem Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2030 nannte Wissmann "völlig verkehrt": "Wir können uns nicht aus einer Antriebsart einfach verabschieden. Der Verbrenner wird noch mehrere Dekaden eine große Rolle spielen", sagte der VDA-Präsident.

Die illegalen Manipulationen "in einem unserer Mitgliedsunternehmen" - gemeint ist die Abgas-Affäre bei Volkswagen - hätten viel Vertrauen gekostet, räumte der Verbandschef ein. Tatsächlich würden aber moderne DieselAutos der Euro-6-Norm benötigt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Diesel verbrauchten weniger Kraftstoff als Benziner, ihr CO2-Ausstoß sei um 15 Prozent geringer. Mit Hilfe der SCR-Technik werde auch weniger Stickoxid ausgestoßen.

Wissmann äußerte sich optimistisch zur Zukunft der Elektromobilität. Die deutschen Hersteller wollten ihr Angebot von derzeit 30 Modellen bis zum Jahr 2020 auf knapp 100 erhöhen. Die Reichweite dieser Autos werde kräftig zunehmen, die Batteriekosten würden weiter sinken. "Daraus leiten wir die künftig steigende Nachfrage nach E-Autos ab", sagte Wissmann. "Wir rechnen damit, dass im Jahr 2025 etwa 15 bis 25 Prozent der Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein werden."

Die Inlandsproduktion wird laut VDA in diesem Jahr um etwa ein Prozent auf rund 5,8 Millionen Autos steigen. Davon gingen 4,4 Millionen Stück in den Export. Ein deutlich höheres Gewicht hat mittlerweile die Auslandsproduktion der deutschen Konzernmarken: Sie legte um rund 6 Prozent zu und steigt damit erstmals über 10 Millionen.

Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg wurden in Deutschland im November 276 567 Autos neu zugelassen - 1,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Von Januar bis November kamen knapp 3,1 Millionen Pkw neu in den Straßenverkehr, ein Plus von 4,6 Prozent (siehe Grafik). Dabei mussten Audi und VW Einbußen von 5,9 Prozent beziehungsweise 7,1 Prozent hinnehmen. Für Porsche ging es hingegen um 23,7 Prozent aufwärts. BMW legte im November um 7,9 Prozent, Mercedes-Benz um 6,4 Prozent zu. Bis Ende Dezember dürfte die Zahl der Pkw-Neuzulassungen voraussichtlich auf knapp 3,4 Millionen steigen. ‹ŒFoto: Gambarini/dpa