Ingolstadt
Aufbruch ins digitale Zeitalter

Wirtschaftsforum DONAUKURIER

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Der Generationenwechsel im bayerischen Mittelstand war Thema des jüngsten DK-Wirtschaftsforums. Redakteurin Sandra Mönius diskutierte darüber mit Herbert Maier von der Commerzbank, dem Unternehmer Markus Meier, IHK-Vertreter Bernhard Eichinger und Steuerberater Andreas Krenzin (von links). −Foto: Hauser

Der bayerische Mittelstand steht vor einem Generationswechsel riesigen Ausmaßes. Dabei geht es nicht nur darum, für Zehntausende Betriebe einen neuen Chef zu finden. Bei der Unternehmensübergabe müssen auch die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Dem Mittelstand in Bayern steht ein Umbruch bevor, der innerhalb von fünf Jahren rund 30000 Betriebe und mit ihnen mehr als 500000 Beschäftigte betreffen wird. Auch deutschlandweit steigt die Zahl der Unternehmer, die sich in den nächsten Jahren zur Ruhe setzen wollen, rasant an. Der DONAUKURIER und die Commerzbank Ingolstadt haben sich des Themas der „Nachfolgeregelung im Mittelstand“ angenommen und eine Podiumsdiskussion im DK-Verlagsgebäude organisiert. Dabei stand schnell die in vielen Unternehmen längst überfällige Digitalisierung im Mittelpunkt.

Teilnehmer der Gesprächsrunde waren Herbert Maier von der Commerzbank, Bernhard Eichiner von der IHK für München und Oberbayern, Steuerberater Andreas Krenzin und der Eichstätter Jungunternehmer Markus Meier. Schon vor Beginn der von der DK-Wirtschaftsredakteurin Sandra Mönius moderierten Diskussion sprach Christoph Bräu, Leiter Unternehmenskunden der Commerzbank Regensburg, in seiner Einführung die Chance zur Modernisierung bei der Unternehmensübergabe an. Häufig erhoffen sich auch die Unternehmer viel vom Führungswechsel, wie Bräu sagte. Diese hohen Erwartungen für den Betrieb würden sich aber oft nicht erfüllen.

Die Experten und Markus Meier als Vertreter der Nachfolger-Generation stimmten mit Bräu überein, dass die Zukunft der fortgeführten Unternehmen nur durch eine konsequente Modernisierung und insbesondere eine digitale Transformationgesichertwerdenkönne.Die notwendigen Veränderungen – Eichiner nannte als weitere Beispiele dieEinführungneuerProdukteund Marktsegmente – erzeugen allerdings oft Konflikte zwischen dem neuen und dem alten Chef. Dieser müsse deshalb die Jahre des Übergangs nutzen, sich auch emotional von seinem Betrieb zu lösen.

Herbert Maier, Marktregionsleiter Unternehmerkunden Süd der Commerzbank, hat den Eindruck, dass dieses Loslassen innerhalb der Familie noch schwerer ist als bei einem externen Nachfolger. Seiner Erfahrung nach sind bei der Familiennachfolge die Verhältnisse oft noch nicht geklärt, wenn die Beratungsgespräche beginnen. Einen konkreten Plan müsse es auch für die viele freie Zeit nach der Übergabe geben. Der Ruheständler müsse vermeiden, „in ein Loch zu fallen“.

Auch der Nachfolger müsse sich erst einmal sicher sein, ob er unternehmertauglich ist und ob er im Unternehmen akzeptiert wird, erklärte Markus Meier, seit 2015 Geschäftsführender Gesellschafter der Martin Meier GmbH & Co. KG, Eichstätt. Diese Entscheidung müsse wohl überlegt sein. In seinem Fall sei das nicht immer klar gewesen.

Den Seniorchefs wiederum riet Bernhard Eichiner, ihre Nachfolger frühzeitig in die Abläufe zu integrieren und das Unternehmen für sie attraktiv zu machen – insbesondere durch die digitale Transformation. Der betriebswirtschaftliche Berater der IHK für München und Oberbayern wies dabei auf die Hilfen der Kammern hin, angefangen bei den Checklisten im Internet.

Zu den weiteren ersten Ansprechpartnern zählt neben der jeweiligen Hausbank auch der Steuerberater des Unternehmers. Wie Andreas Krenzin (Kastl & Dr. Krenzin Steuerberatungsgesellschaft) schilderte, findet das erste Gespräch mit dem Steuerberater meist schon in einer frühen Phase der Planung statt. Auch er empfahl wegen der vielen bei der Unternehmensübergabe auftretenden Fragen eine drei- bis fünfjährige Vorlaufzeit. Gleichzeitig müssten auch immer mehr Berater hinzugezogen werden.

Für Markus Meier ist ein funktionierendes Netzwerk wichtig, auf das sich der Jungunternehmer bei seiner Einarbeitung verlassen kann. Er riet dazu, sich auch an befreundete Unternehmer zu wenden und sich zum Beispiel von den Wirtschaftssenioren beraten zu lassen. Zu Fehlern in der Zeit des Übergangs müsse man stehen.

Interessant waren für die Zuhörer auch die Ausführungen der Experten zur Unternehmensbewertung, der Finanzierung und der Besteuerung im Fall einer Schenkung. Einige Fragen aus dem Publikum beantworteten die Experten gleich im Anschluss an die Diskussion. Im persönlichen Gespräch in lockerer Atmosphäre standen sie den Interessierten aber auch noch lange danach Rede und Antwort.