Ingolstadt
Warnten Audi-Mitarbeiter schon 2013 vor Abgas-Manipulationen?

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Ingolstadt/Berlin (DK/dpa) Audi kommt in der Abgas-Affäre immer mehr in Erklärungsnot. Wie die „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR berichteten, sollen Fachleute aus der Motorenentwicklung intern bereits im Oktober 2013 auf die Manipulation von Abgas-Werten in den USA hingewiesen und eindringlich vor Strafen gewarnt haben. In einem internen Dokument heißt es nach diesen Informationen, „das ,Kernrisiko’ besteht in einer ,Aufdeckung’ der betreffenden Software bei Dieselfahrzeugen durch die US-Behörden“ mit der möglichen Folge hoher Geldbußen. Es gehe um 62 000 Fahrzeuge mit V6-TDI-Motoren.

Die Experten hätten demnach vorgeschlagen, diese Software so schnell wie möglich umzustellen. Dies sei aber unterblieben. „Stattdessen wurde weiter manipuliert, bis die US-Behörden zwei Jahre später die Gesetzesverstöße bei Volkswagen und der VW-Tochter Audi enthüllten“, heißt es in dem Bericht weiter. Das elfseitige Papier mit dem Titel „Risikoeinschätzung“ sei auch an die Konzernmutter in Wolfsburg weitergereicht worden.

Audis Diesel-Motoren machen auch der VW-Tochter Porsche schwer zu schaffen. Laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat der Sportwagenbauer von der Ingolstädter VW-Tochter zugelieferte Diesel-Aggregate mit einer illegalen Abgas-Software beim Typ Cayenne eingesetzt. Für europaweit 22 000 Fahrzeuge mit 3-Liter-TDI-Motoren – davon 7500 in Deutschland – werde ein Pflichtrückruf angeordnet, sagte Dobrindt gestern in Berlin. Außerdem werde ein Zulassungsverbot für diese Autos erlassen, sodass keine weiteren Exemplare auf die Straße kommen, bis eine andere Software zur Verfügung stehe. Porsche betonte, man habe sich mit den Erkenntnissen selbst beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gemeldet. 

Dobrindt erklärte, es sei eine Technik festgestellt worden, die erkenne, dass ein Fahrzeug auf einem Abgas-Prüfstand stehe. In Tests springe dann eine „Aufwärmstrategie“ an, die im realen Verkehr nicht aktiviert werde. VW kündigte an, den von Dobrindt geäußerten Verdacht mit Blick auf sein Modell Touareg zu prüfen.
Bei Audi hatten Tests ebenfalls eine unzulässige Abschalteinrichtung bei einigen Modellen ans Licht gebracht. Die Software habe bewirkt, dass erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war – dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet, so Dobrindt Anfang Juni. 

Porsche war im Zuge der Abgas-Affäre zuletzt auch stärker ins Visier der Stuttgarter Staatsanwaltschaft geraten. Die Behörde nahm vor rund zweieinhalb Wochen Ermittlungen wegen einer möglichen Manipulation der Abgas-Nachbehandlung an Diesel-Fahrzeugen auf.