Allersberg
Ein besonderer Energiemix

Allersberger Spezialfirma VWP entwickelt Stromerzeugung für eine Galapagosinsel

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

"Was Tesla macht, ist Öko-Porno", sagt Georg Gruber (links). Er erklärt den CSU-Politikern Ernst Schuster, Christian Schmidt, Marlene Mortler und Volker Bauer (v. li.) seine Pflanzenöl-Konzepte. - Foto: Kofer

Allersberg (DK) Alle diskutieren über E-Autos, Klimaschutz und Energiewende. Wie alles zusammen gelingen könnte, zeigt Georg Gruber in seiner kleinen Werkstatt im Allersberger Ortsteil Göggelsbuch. Der Pflanzenöl-Pionier aus dem Landkreis Roth schlägt einen Energiemix aus Photovoltaik, Pflanzenöl-Motoren und Hybridautos vor.

Bei einem Werkstattbesuch von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) stellte der Chef der Vereinigten Werkstätten für Pflanzentechnologie (VWP) seine jüngste Errungenschaft vor. Zusammen mit der Firma Siemens und der kleinen Hilpoltsteiner Firma dts von Thomas Dotzer hat er in einem zweijährigen Forschungsprojekt eine intelligente Insellösung, Off Grid genannt, für die Galapagosinsel Isabela ausgeklügelt.

Eine Photovoltaikanlage liefert tagsüber den Strom für rund 4000 Inselbewohner und jährlich etwa 50 000 Touristen. Nachts laufen bei Bedarf sechs große Diesel-Motoren, die auch mit Pflanzenöl aus Jatropha-Früchten, einer auf der Insel wachsenden Hecke, betrieben werden. Eine Batterie speichert die überschüssige Energie. "Eine Lösung für rund 1,2 Milliarden Menschen, die ohne Strom leben", sagt Gruber. Aber nicht nur für die. "Wir zeigen dort, was möglich ist, wenn man die Energiewende zu Ende denkt", sagt Andreas Boes, Projektverantwortlicher bei Siemens. Rund zehn Millionen Euro hat der Konzern investiert. Jetzt soll es auch Gewinn bringen, wie Boes betont. Man könne auch Anlagen bis 80 Megawatt Leistung liefern, versichert er. Das sei für deutsche Industriebetriebe interessant. Für den Siemens-Manager liegt die Zukunft sowieso in vielen kleineren Insellösungen, die zusammen ein äußerst stabiles Energienetz ergeben würden. "Großkraftwerke sind nicht alles", sagt Boes.

In Wildpoldsried nahe Kempten vertraut man bereits auf so eine Insellösung. Mit dem Irene-Programm (Integration regenerativer Energien und Elektromobilität) setzt die kleine Gemeinde auf eine intelligente Vernetzung verschiedener Technologien und betreibt damit eine kleine E-Auto-Flotte. Das hält auch Georg Gruber für die beste Lösung. Der reinen E-Mobilität erteilt er eine Absage. "In den Großstädten muss der Verbrennungsmotor raus. Aber was Tesla macht, ist Öko-Porno." Riesige Akkus für große Reichweiten würden größeren ökologischen Schaden anrichten als jeder moderne Diesel. Es sei sinnvoller, Pflanzenöl in ein Blockheizkraftwerk zu schütten und damit Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Wie man die schädlichen Stickoxide beim Diesel reduzieren kann, testet Thomas Dotzer von der Firma dts. Dank seiner Software hat er die Werte bereits um 70 Prozent gesenkt. Minister Schmidt ist beeindruckt. "Wir sollten solche Ansätze nicht auf die Seite stellen", findet er und warnt davor, alles auf die E-Mobilität zu setzen. "Wir werden um einen Mix aus Energien nicht umhinkommen."