Ingolstadt
Weitere Rückrufe für Audi-Diesel möglich

Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler entschuldigt sich noch einmal: Gesamtzahl betroffener Fahrzeuge bleibt aber gleich

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Diesel-Affäre ist für die Audi AG in Ingolstadt noch längst nicht aufgearbeitet. Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler sprach am Freitag vor Pressevertretern von der Möglichkeit weiterer Rückrufe. Denn für ein Viertel der eventuell betroffenen Modelle stünden noch Prüfungen an.

Stadler und sein Vorstandskollege Bernd Martens – er ist bei Audi für den Bereich Beschaffung zuständig und zugleich Leiter der internen „Task Force Diesel“ – betonten zugleich, dass sich an der vom Unternehmen genannten Größenordnung betroffener Fahrzeuge nichts ändere. Es gehe also nicht um zusätzlich aufgefallene Modelle, sondern um bereits gemeldete Typen. Am 21. Juli 2017 hatten die Ingolstädter Autohersteller angekündigt, 850 000 Diesel-Fahrzeuge auf Unregelmäßigkeiten bei der Abgassteuerung überprüfen zu wollen. Darin enthalten seien alle seither vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) verfügten Rückrufe für rund 156 000 Audis wegen illegaler Abschalteinrichtungen bei der Abgasregelung, hieß es am Freitag. Mehr als 90 Prozent der von Audi benannten 850.000 Fahrzeuge seien bereits überprüft. Rund die Hälfte sei in Ordnung, bei einem Viertel – also etwa 200.000 Audis – stünden die Bescheide des KBA aber noch aus.

Im Unternehmen abgehakt, wie es nach außen erscheinen mag, sei das Thema aber mitnichten. „Die Diesel-Krise wird uns bei Audi noch länger beschäftigen“, sagte Stadler. Man gehe weiterhin in drei Stufen vor: „Erstens: Eine aktive Aufklärung durch die Audi-Task Force, die Ergebnisse daraus melden wir laufend dem Kraftfahrtbundesamt. Die Initiative geht hier von uns aus. Zweite Stufe: Das KBA prüft die vorliegenden Sachverhalte im engen Dialog mit uns und ordnet dann fallweise eine Rückrufaktion oder Serviceaktion an. Die dritte Stufe: Wir holen für jede einzelne Aktivität die notwendige KBA-Freigabe ein. Erst danach können wir an unsere Kunden herangehen.“ Ziel des Unternehmens sei es, Fahrverbote möglichst zu vermeiden, sagten die Audi-Manager am Freitag. Eben weil die Software-Updates nicht einfach aufgespielt werden dürfen, sondern mit der Aufsichtsbehörde abzustimmen sind, bleibt bei den bisherigen Rückrufen vorerst einiges offen. „Beim Kunden ist noch nicht viel angekommen“, sagte Martens.

Stadler und Martens unterstrichen ihre Entscheidung gegen Hardwarenachrüstungen. Entwicklung, Erprobung und Genehmigungsverfahren seien sehr zeitaufwendig, würden für alle Modelle zwei Jahre dauern und Milliarden kosten. Ein Software-Update sei dagegen weit schneller möglich, würde die Situation rasch verbessern und den Stickoxidausstoß um rund 30 Prozent senken. Es koste im Einzelfall 50 bis 80 Euro und den Kunden 20 bis 40 Minuten Zeit. Die Erklärungen vom Freitag kamen nicht ohne Grund gerade jetzt zustande, vermutlich will man das Thema bei der anstehenden Jahrespressekonferenz am 15. März eher klein halten. Der Audi-Chef entschuldigte sich noch einmal ausdrücklich für das, was passiert ist. „Ich bedauere die Unsicherheit und den Ärger für unsere Kunden, Mitarbeiter und Partner. Wir haben Fehler gemacht“, sagte Stadler. „Auch der Handel hatte in den letzten zwei Jahren viel zu leiden.“ Der Diesel-Absatz scheint indes trotz der Affäre stabil zu laufen. Audi verkaufe hierzulande 50 bis 55 Prozent der Fahrzeuge als Diesel, in Italien und Spanien seien es gar 80 Prozent, sagte Stadler. Zum laufenden Strafverfahren in der Diesel-Affäre wollte er sich nicht äußern.