Wohnen - Platzt die Immobilienblase?

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Die Zinsen für Baukredite ziehen seit drei Monaten an. In vielen Metropolen explodieren die Immobilienpreise. Experten sind geteilter Meinung.

Nichts spaltet Deutschlands Ökonomen im Moment so sehr wie die Frage nach der Immobilienblase. Was stimmt nun?

IW beruhigt

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hält die Ängste vor einer Kreditblase für unbegründet. Auch wenn das Neugeschäftsvolumen von Wohnungsbaukrediten 2016 deutlich angezogen hat und die Banken mittlerweile mehr als eine Billion Euro an Immobilienkäufer verliehen haben: Das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt zu Wohnungsbaukrediten sei nicht besorgniserregend, heißt es in der IW-Studie. "Das vergleichsweise geringe Kreditvolumen bedeutet jedoch nicht, dass nicht dennoch eine spekulative Blase entstehen kann", räumen die Studienautoren ein.

Zinswende bei Baudarlehen
Laut Biallo-Index sind die Bauzinsen in den vergangenen drei Monaten bereits um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Beschleunigt sich dieser Trend, erhöht sich auch das Ausfallrisiko bei Immobilienkrediten. Schließlich haben die meisten Baufinanzierungen derzeit nur eine Laufzeit von zehn Jahren. Dadurch könnten viele Eigenheimbesitzer Probleme mit der Anschlussfinanzierung bekommen.

Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass die Häuserpreise auch schnell wieder fallen können. Laut Beratungsfirma Empirica liegt das Rückschlagspotenzial in den sogenannten Top-7-Städten (Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München) ? gemessen an der Mietentwicklung - mittlerweile bei 27 Prozent.

Selbst die Bundesbank konstatiert Preisübertreibungen von bis zu 20 Prozent in einigen Metropolen. "Investoren sollten daher vorsichtig sein, wenn sie Preis- und Zinsentwicklungen in die Zukunft fortschreiben", warnte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch jüngst in einem Interview mit der Zeit. "Wenn die Zinsen wieder steigen, könnten viele Finanzierungsmodelle ins Wanken geraten."

Neues Gesetz soll helfen
Die Bundesregierung bereitet sich bereits auf den Ernstfall vor. Dazu wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mit umfangreichen Instrumenten ausgestattet, um bei spekulativen Übertreibungen schnell einzuschreiten. So kann die Bafin zum Beispiel bei Bedarf eine Obergrenze für das Verhältnis zwischen Darlehenshöhe und Immobilienwert festlegen. "Diese präventiven Vorgaben zielen darauf ab, zu risikoreiche Finanzierungen zu vermeiden und Gefahren für die Finanzstabilität abzuwehren", verlautete jüngst das Bundesfinanzministerium. Den entsprechenden Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett kurz vor Weihnachten verabschiedet. Am 10. Februar wird der Bundesrat dann bei seiner ersten Plenarsitzung dazu Stellung nehmen. Direkt im Anschluss könnte der Bundestag das Gesetz dann beschließen. Das Ausfallrisiko bei den bestehenden Baufinanzierungen wird die Bafin mit den Instrumenten wohl kaum mindern.

Tipp: Damit beim Erwerb von Wohneigentum alles glatt geht, sollten Käufer solide kalkulieren. Wer seine Finanzkraft schön rechnet, kann baden gehen.Baugeld-Vergleich: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen Baugeldkonditionen überregionaler und regionaler Anbieter." class="more" domain="www.donaukurier.de"%>