Wohnen - Bläschen statt Blase am Immobilienmarkt

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht Indizien für eine Immobilienblase. Die steigenden Preise würden durch "fundamentale Faktoren" gestützt.

Obwohl die Preise für Wohnimmobilien in den 127 größten deutschen Städten in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen sind, gibt es nach wie vor kaum Hinweise auf eine bundesweite Immobilienpreisblase. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervor.

Demnach waren Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr zwar um etwa 54 Prozent teurer als sieben Jahre zuvor, Eigenheime kosteten 38 bis 45 Prozent mehr, und für Grundstücke mussten Käufer sogar 64 Prozent mehr zahlen.

Dennoch gibt es höchstens regional begrenzte Übertreibungen in Teilmärkten, etwa im relativ kleinen Segment des Geschosswohnungsneubaus. "Ein spekulatives Anlegerverhalten, das beispielsweise in den USA eine schwere weltwirtschaftliche Krise ausgelöst hat, ist in Deutschland nicht zu beobachten", sagt DIW-Ökonom Claus Michelsen, der die Studie gemeinsam mit Konstantin Kholodilin verfasst hat.

"Die Preise steigen zwar weiter kräftig an - das ist aber weitgehend durch die ebenfalls kräftige Entwicklung der Mieten gedeckt. Für die Politik bedeuten die Ergebnisse aber keineswegs, dass sie sich beruhigt zurücklehnen darf", so Michelsen.

Zwar habe die Politik der Finanzmarktaufsicht zuletzt mehr Möglichkeiten gegeben, im Falle einer nicht nachhaltigen Immobilienmarktentwicklung einzugreifen. Allerdings seien die Maßnahmen im Gesetzgebungsprozess erheblich verwässert worden, sodass weiterer Handlungsbedarf bestehe.

Insgesamt deuteten sich zuletzt für 20 der 127 Städte Preisblasen in mindestens einem Marktsegment an, wenn man das Verhältnis der Kaufpreise zu den Mieterträgen betrachtet. Allerdings ist abzusehen, dass die Preisanstiege in Zukunft moderater ausfallen werden. "Jeder Boom auf dem Immobilienmarkt kommt irgendwann zum Ende", sagt DIW-Immobilienexperte Kholodilin.

"Wenn zum Beispiel die Einwanderung nachlässt und die Bevölkerungszahlen hierzulande aufgrund des demografischen Wandels sinken, gibt es kaum noch Impulse für flächendeckende Preisanstiege - erst recht, wenn dann mehr neu gebaute Wohnungen auf dem Markt sind."