Vermögensaufbau - So klappt es mit der Altersvorsorge

18.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB sorgt weiter für Anlagenotstand. Wer erfolgreich fürs Alter vorsorgen will, sollte diese sieben Denkfehler vermeiden.

Die Rente mit 70 sorgt für Diskussionsstoff. Offiziell sträuben sich die politischen Parteien dagegen. Doch es verstärkt sich der Eindruck, dass an steigender Erwerbszeit kein Weg vorbeiführen wird. Vor allem bei Jüngeren schrillen angesichts dieser wenig rosigen Aussichten die Alarmglocken. Millennials, die nicht bis zum St. Nimmerleinstag arbeiten möchten, sollten daher rechtzeitig für den Ruhestand finanziell vorsorgen.

Große Auswahl bei der Altersvorsorge
Die Palette der Vorsorgemöglichkeiten ist groß und teils unübersichtlich. Viele Singles und Familien fragen sich, welchen Versorgungsweg sie einschlagen sollen und welche Sparanstrengung für einen finanziell sorgenfreien Lebensabend von Nöten ist. Einen Anhaltspunkt dazu liefert unser Versorgungslücken-Rechner. Er zeigt zum Beispiel, dass ein heute 30-jähriger Single, der monatlich 2.315 Euro netto verdient (4.000 Euro brutto), in 35 Jahren ein Renteneinkommen von 3.300 Euro benötigt, um seinen Lebensstandard wie gewohnt weiterführen zu können. Allein mit der gesetzlichen Rentenversicherung wird er das nicht erreichen. Es bedarf privater Zusatzvorsorge. Doch wann und wie fängt man damit an und welche Punkte sind dabei zu beachten?

Sparstart hinauszögern

Wer den Vermögensaufbau immer wieder verschiebt, der verschenkt einen effizienten Renditeturbo: den Zinseszinseffekt. Seine Hebelwirkung ist umso größer, je länger ein Sparvorgang läuft. Bei langer Spardauer ermöglicht der Zinseszinseffekt bereits mit relativ kleinen Sparbeiträgen signifikanten Vermögensaufbau. Wer hingegen spät mit dem Sparen beginnt, muss deutliche Zinsabschläge in Kauf nehmen und deutlich mehr Geld einsetzen, um auf das gleiche Endergebnis zu kommen. Ein teurer Fehler, wie die Rechnung zeigt. Wer von 25 bis 65 vier Jahrzehnte lang monatlich 75 Euro in einen Aktienfonds einzahlt, der hat bei sechs Prozent Rendite am Ende rund 143.000 Euro auf dem Konto. Damit ein 45-Jähriger, der nur 20 Jahre einzahlt, auf das gleiche Ergebnis kommt, muss er monatlich mehr als das Vierfache einzahlen - nämlich 315 Euro!

Staatliche Zulagen verschenken
Die geförderte private Rentenvorsorge ist dank staatlicher Zuschüsse und Steuervorteile finanziell äußerst attraktiv. Das gilt vor allem für Familien. Oftmals übernimmt der Staat mehr als die Hälfte der Prämienzahlungen. Jeder Erwachsene erhält ab 2018 einen jährlichen Zuschuss von 175 Euro, für jedes Kind kommen 300 Euro bzw. 185 Euro (vor 2008 geborene Kinder) hinzu. Ein Ehepaar mit zwei Kleinkindern kann dadurch bis zu 950 Euro an Fördermitteln kassieren. Im Lauf von 20 Jahren summiert sich die staatliche Unterstützung auf 19.000 Euro. Berufsanfänger unter 25 profitieren bei Vertragsabschluss von einem einmaligen Zusatzbonus von 200 Euro. Zugleich sind Einzahlungen bis 2.100 Euro als Sonderausgabe steuerlich absetzbar. Ist der Steuervorteil höher als die erhaltenen Zulagen, schreibt das Finanzamt die Differenz gut - damit erhöht sich die staatliche Förderung weiter.

Betriebliche Altersvorsorge nicht nutzen
Junge Arbeitnehmer können im Rahmen der Entgeltumwandlung ihr Einkommen im Alter deutlich aufpeppen und zugleich während des Erwerbslebens viele Steuern sparen. Denn die Versicherungsbeiträge werden direkt vom Brutto abgezogen ? weder Einkommensteuer noch Sozialabgaben fallen an. Monatlich 100 Euro zu sparen bedeutet daher nicht 100 Euro weniger netto auf dem Konto zu haben. Der Staat beteiligt sich in vielen Fällen zu mehr als 50 Prozent an den Vorsorgeaufwendungen. Ab 2018 wird die betriebliche Altersvorsorge noch attraktiver. Die staatlich geförderten Vorsorgebeträge verdoppeln sich von 3.048 Euro pro Jahr auf 6.096 Euro. Durch das Anheben der Fördergrenze können Vorsorgesparer künftig bis zu acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung West in Betriebsrenten einzahlen. Da die Beiträge steuer- und sozialabgabenfrei sind, fließen die Einzahlungen brutto- für netto in die Altersvorsorge.

Risikoabsicherung vernachlässigen

Bei der Altersvorsorge vergessen viele Familien die wichtigsten Risiken des Alltags und Berufslebens abzusichern. "Vor dem Sparen steht die Absicherung existenzieller Gefahren wie Berufsunfähigkeit, finanzielle Vorsorge für den Todesfall und die Privathaftpflicht", sagt Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden Württemberg. Immerhin scheidet jeder fünfte Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Finanzielle Engpässe sind vielfach die Folge. Unter diesem Aspekt rät Nauhauser allen Vorsorgesparern, "bestehende Kreditverpflichtungen zügig zu minimieren und eine Finanzreserve für Notfälle anzulegen". Am besten auf einem Tagesgeld-Konto.

Mangelnde Flexibilität und Ziele
Vom Junggesellen zur Familie mit Kind und später vielleicht in die berufliche Selbstständigkeit - die Lebens- und Arbeitsmodelle eines jeden Einzelnen wandeln sich im Lauf der Jahre. Die Anlage- und Vorsorgestrategie sollte daher flexibel, die abgeschlossenen Verträge variabel sein. Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit, die Versicherungssumme einer Lebens- oder Rentenversicherung bei Hochzeit oder Kindsgeburt erhöhen oder die Laufzeit an ein geändertes Renteneintrittsalter anpassen zu können. Je nach individuellem Ziel sollte auch der Vermögensaufbau entsprechend strukturiert sein: Wer frühzeitig in Rente gehen und anschließend die Welt erkunden möchte, muss anders sparen als Verbraucher, die bis zum regulären Rentenbeginn arbeiten und anschließend das Leben im Eigenheim mit Garten genießen möchte.

Alles auf eine Karte setzen
Eine breite Streuung der Vermögensanlagen reduziert Risiken und Wertschwankungen. Wer ausschließlich auf eine Geldanlage setzt, der riskiert entweder Verluste (Aktien, Aktienfonds) oder verschenkt Renditechancen (Sparbuch, Festgeld, Sparbrief). Die Mischung von verzinsten Sparformen und Börsenpapieren stabilisiert den Ertrag und optimiert den Vermögensaufbau. Wie hoch dabei der Anteil börsennotierter Papiere am Gesamtvermögen ist, liegt im individuellen Ermessen. "Das muss jeder für sich entscheiden", findet Nauhauser. Jüngere sollten aber in jedem Fall die Renditechancen von Aktien und Aktienfonds nutzen. Zwischenzeitliche Kursschwächen werden im Lauf der Jahre mehr als ausgeglichen.

Tipp: Chancenreich und kostengünstig sind ETFs. Als Leitlinie aber gilt: Je älter der Anleger und je kürzer der Anlagehorizont, desto weniger Aktien und Fonds sollten es sein. Hundert minus Lebensalter gilt als absolute Obergrenze.

Wertpapiere ständig umschichten
Altersvorsorge mit Aktien und Aktienfonds bietet langfristig die höchsten Renditechancen - auch wenn zwischenzeitliche Kursrückgänge das Depot belasten können. Der Fondsbranchenverband BVI weist zum Beispiel für Aktienfonds-Sparpläne mit deutschen Aktien eine 25-Jahres-Rendite von 6,7 Prozent aus. Die Statistik zeigt: Ein langer Anlagehorizont minimiert Verlustrisiken und stabilisiert den Ertrag. Wichtig: Der Erwerb von Wertpapieren sollte stets losgelöst vom aktuellen Marktgeschehen erfolgen. Schließlich weiß niemand, wann der Markt seinen Tiefpunkt erreicht hat und wann es wieder bergauf geht. Häufig erwischen Sparer ungünstige Einstiegskurse. Auch das häufige Umschichten von Wertpapieren sollten Anleger vermeiden, denn die entstehenden Steuern und Gebühren schmälern den Ertrag. Insbesondere der Ausgabeaufschlag kann bei kurzem Anlagehorizont die Rendite belasten. Verbraucherschützer Nauhauser rät deshalb zu kostengünstigen Indexfonds: "Hier fallen keine Ausgabeaufschläge an, zudem sind die jährlichen Verwaltungsgebühren sehr gering."

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