EU-Abstimmung - Betrifft der mögliche Brexit deutsche Sparer?

23.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Im Vereinigten Königreich steht ein wichtiges Referendum an. Die große Frage lautet: EU, ja oder nein? Die Brexit-Folgen für deutsche Sparer und Aktionäre:

Der 23. Juni 2016 hat das Zeug, in die europäische Geschichte einzugehen. Dann sind die Briten aufgerufen, über den Verbleib des Vereinigten Königreichs (England, Wales, Schottland und Nordirland) in der Europäischen Union abzustimmen.

Seit Anfang Februar steht der Termin nun fest. Doch seither erleben Befürworter und Gegner ein Wechselbad der Gefühle. Erst hatten die EU-Befürworter die Oberhand, vor einigen Wochen schien die Stimmung Richtung Anti-EU-Kurs zu drehen. Geht es nach den Buchmachern, so hat das proeuropäische Lager derzeit wieder Oberwasser. Ein Verbleib in der Europäischen Union gilt für die meisten Buchmacher als wahrscheinlicher. Gerade die Unentschlossenen könnten möglichweise eher für den Verbleib stimmen, wie Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, erklärt: "Fehlende Klarheit über die grundlegenden Folgen eines EU-Austritts könnte durchaus Wähler abschrecken, die wissen wollen, was genau auf dem Spiel steht. Für unentschlossene Wähler führt der Weg des geringsten Widerstandes nicht zum Brexit. Vielmehr dürfte sie ihre mangelnde Überzeugung dem Status quo näher bringen."

Womit müssten Aktionäre rechnen?

Sollte es zum Brexit kommen, würde Großbritannien samt Nordirland erst nach einer Übergangsphase von zwei Jahren aus der Union ausscheiden. Die Briten würden also vorerst weitgehend ungestört Außenhandel betreiben können, jedoch bleiben Unsicherheiten, wie die gesetzlichen Regelungen danach aussehen werden. Die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnen dadurch mit einer Lähmung bei den Unternehmensinvestitionen. Selbst eine Rezession sei im Vereinigten Königreich dann nicht mehr auszuschließen. Diese Unsicherheit hatte bereits an der deutschen Börse Auswirkungen. So rauschte jüngst der Dax binnen einer Woche von rund 10.300 auf etwa 9.500 Punkte.

"Für den Aktienmarkt Prognosen abzugeben, ist noch schwieriger als für den Zinsmarkt. Am meisten werden aber britische Aktien betroffen sein und solche Unternehmen, die viele Im- und Exportgeschäfte mit Großbritannien betreiben. Davon sollten sich Verbraucher aber nicht verrückt machen lassen. Denn wir raten ohnehin von kurzfristigen Spekulationsgeschäften ab. Vielmehr sollten private Anleger langfristig denken. Um Risiken zu minimieren, bieten sich hier Fonds an oder sogenannte ETFs, die wesentlich günstiger sind", sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern.

Was bedeutet es für Sparer und Baudkreditnehmer?
"Was wird nach dem Brexit aus meinen Ersparnissen?", fragt sich der besorgte Sparer Martin Winkler. Verbrauchschützer Larisch beruhigt. Den Zinsmarkt in Deutschland bzw. in der Euro-Zone dürfte das Referendum auf der Insel kaum beeinflussen. "Große Veränderungen dürften wohl nicht zu erwarten sein, da Großbritannien nicht den Euro hat", so Larisch weiter. Ähnlich sehen das auch andere Experten. "Direkt betroffen sind deutsche Sparer nicht. Allerdings gibt es natürlich eine indirekte Betroffenheit, wenn sich im Falles eines Brexits die Unsicherheit an den Märkten und in der Konjunktur festsetzt und somit die EZB gezwungen wird, den Leitzins noch länger als beabsichtigt niedrig zu halten", sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Diba. Auch bei Baukrediten gäbe es keinen Automatismus. "Wenn im Falles eines Brexits die Unsicherheit an den Märkte allerdings anhalten wird und auch die Kapitalmarktzinsen niedrig bleiben, verzögert ein möglicher Brexit starke Anstiege der Zinsen für Baukredite weiter hinaus", so Brzeski.

Tipp: Mit Festgeld sichern Sie sich die heutigen Zinsen für einen zuvor festgelegten Zeitraum. Das heißt, selbst, wenn das Zinsniveau durch den Brexit weiter nachgeben würde, muss Ihnen die Bank den vereinbarten Zins auch in Zukunft zahlen. Wer an der Börse aktiv ist, sichert sich mit einem sogenannten Stopp-Loss-Limit ab. Damit werden Ihre Aktien bzw. Ihr Fonds automatisch verkauft, sobald eine selbstgewählte Untergrenze erreicht wird. Das begrenzt mögliche Verluste.

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