Pierheim
Wahlkampf im Kuhstall

Bei der Podiumsdiskussion auf dem Hof von Manfred Gilch in Pierheim vermissen die Zuhörer einen Vertreter der CSU

08.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Zur Einstimmung auf die Debatte werden die Besucher durch den Kuhstall von Manfred Gilch in Pierheim geführt - Fotos: J. Münch, Tschapka

Pierheim (HK) Eine Woche vor der Landtagswahl am kommenden Sonntag hat der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) den Direktkandidaten im Landkreis Roth ein Podium beim Hoftag auf dem Anwesen von Manfred Gilch geboten. Doch nur drei der Kandidaten nutzten die dortige Diskussion, um für sich zu werben.

Schon seit einer Dreiviertelstunde dreht sich die Fragerunde in der ausgeräumten Maschinenhalle rund um die Zukunft der Landwirtschaft, als sich eine Frau aus den hinteren Reihen das Mikrofon geben lässt und plötzlich den Sinn der ganzen Veranstaltung infrage stellt. Die Antworten der drei Landtagskandidaten Sven Ehrhardt (SPD), Andreas Hofmann (Grüne) und Hermann Kratzer (Freie Wähler) und auch die Aussagen vom Bundestagsabgeordneten der Linken, Alexander Süßmair, hätten ihr ja wirklich gut gefallen, gibt die Frau zu verstehen. Doch damit diese Podiumsdiskussion einen Sinn ergibt, bräuchte es jetzt doch auch eine Aussage von derjenigen Partei, die die bayerische Landwirtschaftspolitik in den vergangenen Jahrzehnten maß-geblich gestaltetet hat. Und so stellt die Frau die unbequeme Frage: „Wo ist eigentlich ein Vertreter von der CSU“

Eine Antwort bekommt sie nicht. Der Moderator der Runde, Johannes Pfaller, hatte aber gleich zu Beginn betont, dass sich sowohl CSU als auch FDP – und damit die noch amtierende Regierungskoalition in Bayern – nicht an der Diskussion in Pierheim beteiligen wollten. „Das haben wir registriert“, ergänzt er vielsagend vor den weit mehr als 200 Zuhörern. Die Gredinger FDP-Bundestagsabgeordnete Marina Schuster hatte die Einladung ja schon frühzeitig ausgeschlagen, während der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Volker Bauer entgegen der ursprünglichen Planung doch nach Pierheim kam. Aber er fährt gleich nach der Begrüßung, als die vielen Besucher zur Einstimmung auf die Podiumsdiskussion den Kuhstall und das gesamte Anwesen von Manfred Gilch besichtigen, wieder weg. Wo er ist, als in der Scheune die Frau nach ihm fragt, erfahren nur Bauers Facebook-Freunde: Im Stau auf der Bundesstraße 2 zwischen Rednitzhembach und Penzendorf. Wohl auf dem Weg zu einem anderen Werbetermin.

Die Punkte bei den Wählern in Pierheim sammeln deshalb die anderen Kandidaten bei der Podiumsdiskussion. Wobei Moderator Pfaller schon zwischendurch verwundert feststellte, dass er selten so viel politische Einigkeit erlebt habe. Auf die Frage, wie Landwirtschaft in zehn Jahren aussehen solle, sagte SPD-Kandidat Sven Ehrhardt, dass es einen grundsätzlichen Systemwechsel in der Agrarpolitik geben und das Ziel allen Handelns sein müsse, dass die Bauern auch ohne Subventionen von ihrer Arbeit leben können. FW-Kandidat Hermann Kratzer kritisierte, dass nicht nur von Wahl zu Wahl gedacht werden dürfe. „So gibt es nur kurzfristige Aktionen statt einer lang-fristigen Strategie.“ Da konnte sich Andreas Hofmann von den Grünen nur noch den Worten seiner Vorredner anschließen.

Auf breite Zustimmung bei den drei Kandidaten stieß dann auch die Forderung des Linken-Abgeordneten Alexander Süßmair, dass die Milcherzeuger als Produzenten eine ebenso große Marktmacht bekommen müssten wie die verarbeitenden Molkereien. Was CSU und FDP dazu sagen, bleibt nach dem Wahlkampf im Kuhstall unbekannt.