Wiesbaden
"Jamaika-Aus" ist Wort des Jahres

Für die Jury haben auch Trumps Wortschöpfung "covfefe" sowie die "Ehe für alle" die politische und gesellschaftliche Diskussion geprägt

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Wiesbaden (AFP) Das Wort des Jahres 2017 lautet "Jamaika-Aus". Auf dem zweiten und dritten Platz der jährlich von einer Jury erstellten Liste landeten "Ehe für alle" und "#MeToo", wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GFDS) am Freitag in Wiesbaden bekanntgab.

Die Sprachpfleger wählen stets Wörter aus, die ihrer Meinung nach politische oder aber gesellschaftliche Diskussionen in besonderer Weise widerspiegeln oder geprägt haben.

Die Wendung "Jamaika-Aus" bringe "prägnant den komplexen Sachverhalt Abbruch der Sondierungsgespräche für eine schwarz-gelb-grüne Koalition" zum Ausdruck, teilte die GFDS mit. Sie thematisiere überdies nicht nur die Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung nach der Bundestagswahl, sondern sei zudem aus sprachwissenschaftlicher Sicht eine "interessante Wortbildung".

Mit der Entscheidung für "Ehe für alle" bezog sich die Jury auf die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ab Oktober. Das Wort "Ehe" habe so eine Bedeutungserweiterung erfahren, erklärte sie. "#MeToo" ist der in sozialen Netzwerken verwendete Hashtag einer viel beachteten Kampagne, mit der Frauen auf der ganzen Welt sexuelle Übergriffe anprangern. Auslöser für die Kampagne im Herbst dieses Jahres waren Vorwürfe gegen Hollywoods Starproduzent Harvey Weinstein.

Im vergangenen Jahr hatte "postfaktisch" das Rennen als Wort des Jahres gemacht, gefolgt von "Brexit" und "Silvesternacht" auf den Plätzen zwei und drei. Insgesamt gibt es stets zehn Wörter des Jahres. Die GFDS hebt auf diese Weise seit 1977 regelmäßig Wörter oder Wendungen heraus. Sie versteht dies als einen Beitrag zur Zeitgeschichte und keinesfalls als eine inhaltliche Wertung. Auch die Häufigkeit ihrer Verwendung ist kein Kriterium für die Einstufung.

Die Jury besteht aus dem GFDS-Vorstand und den wissenschaftlichen Mitarbeitern der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft. Sie wählen die Wörter des Jahres aus Tausenden Vorschlägen aus, die Bürger oder Medien bei ihnen einreichen. In der Zehnerliste für 2017 finden sich darüber hinaus auch die Begriffe "covfefe" (Platz vier), "Obergrenze" (Platz sechs) und "Videobeweis" (Platz acht). "covfefe" war eine kryptische Wortschöpfung des US-Präsidenten Donald Trump im Kurznachrichtendienst Twitter.

Der Streit um eine von der CSU geforderte "Obergrenze" beim Zuzug von Flüchtlingen bestimmte dagegen 2017 die politische Debatte in Deutschland über längere Zeit. Die Einführung des Videobeweises in der Fußballbundesliga sorgte in diesem Jahr für erhebliche Kontroversen etwa über Objektivität im Sport.