Riad
Auch Kuwait bricht Kontakt zum Iran ab

Keine Entspannung im Nahen Osten – Washington und Berlin mahnen zur Deeskalation

05.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:21 Uhr

Auch in Bahrain kam es zu Protesten gegen die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Der Golfstaat Bahrain wird sunnitisch regiert, die Bevölkerungsmehrheit gehört aber der schiitischen Richtung des Islam an. - Foto: Al-Shaiki/AFP

Riad (AFP) Die Krise zwischen Saudi-Arabien und dem Iran sowie weiteren Staaten der Region hat sich am Dienstag ausgeweitet. Kuwait zog als fünftes Land der Region seinen Botschafter aus dem Iran ab.

Das Außenministerium in Kuwait-Stadt begründete den Abzug seines Botschafters mit den Angriffen auf die diplomatischen Vertretungen Saudi-Arabiens. Diese seien ein „Bruch internationaler Vereinbarungen“ und eine Verletzung der iranischen „Pflicht, die Sicherheit diplomatischer Vertretungen und von Diplomaten“ zu garantieren. Nach Saudi-Arabien hatte am Montag auch Bahrain seine Beziehungen zum Iran abgebrochen. Die Vereinigten Arabischen Emirate sowie der Sudan zogen ebenfalls ihren Botschafter aus Teheran ab. Ebenso wie Saudi-Arabien kappte am Dienstag auch Bahrain alle Flugverbindungen in den Iran, wie die amtliche Nachrichtenagentur BNA meldete.

Die Regierung in Teheran erklärte, der Abbruch diplomatischer Beziehungen durch Saudi-Arabien und seine „Vasallen“ werde „keine Auswirkungen auf die Entwicklung Irans haben“. Saudi-Arabien selbst werde unter dem Abbruch der Beziehungen „leiden“, sagte Regierungssprecher Mohammed Bagher Nobacht. Der Golfkooperationsrat will am Samstag in Riad über die Botschaftsangriffe beraten, bevor am Sonntag die Außenminister der Arabischen Liga zu einem Krisentreffen in Kairo zusammenkommen.

Saudi-Arabien hatte die schwere diplomatische Krise in der Region am Samstag mit der Hinrichtung des oppositionellen schiitischen Geistlichen Nimr Baker al-Nimr und 46 weiterer Menschen ausgelöst. Daraufhin griffen im schiitisch geprägten Iran Hunderte Menschen die saudi-arabische Botschaft in der Hauptstadt Teheran an.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Angriffe auf die saudi-arabische Botschaft in Teheran, die Hinrichtungen blieben dagegen unerwähnt. In einer einstimmig verabschiedeten Erklärung forderte der Sicherheitsrat den Iran auf, „diplomatisches und konsularisches Eigentum und Personal zu schützen und den internationalen Verpflichtungen auf diesem Gebiet voll nachzukommen“.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani sagte am Dienstag bei einem Besuch des dänischen Außenministers Kristian Jensen in Teheran, es sei keine angemessene Reaktion auf Kritiker, „ihnen den Kopf abzuschneiden“. Er hoffe, dass die europäischen Staaten, die „immer auf Menschenrechtsfragen reagieren“, auch in diesem Fall ihre „Pflicht erfüllen“.

Weltweit verstärkten sich die Rufe nach einer Deeskalation. US-Außenminister John Kerry drängte seine Kollegen aus Saudi-Arabien und dem Iran in Telefonaten zu einer Beruhigung der Lage. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) telefonierte am Dienstag mit seinen Kollegen im Iran und Saudi-Arabien und forderte sie auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu sagte in Ankara, sein Land sei „bereit, jede Anstrengung zur Lösung der Probleme zu unternehmen“.