London
Probleme schon in den Flitterwochen

Neue Biografie beleuchtet Persönlichkeit von Prinz Charles und seine Beziehung zu Diana

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

London (DK) Während Prinz Charles in Europa unterwegs ist, leuchtet eine neue Biografie die komplizierte Persönlichkeit des Thronfolgers aus: Sally Bedell Smiths "Prince Charles: The Passion and Paradoxes of an Improbable Life". Bedell Smith hatte Zugang zum inneren Zirkel der Königlichen Familie und sich über die letzten vier Jahre mit rund 300 Freunden, Dienern, Familienmitgliedern und Bekanntschaften von Charles unterhalten.

Ihr Buch ist die erste große Biografie seit mehr als zwei Jahrzehnten und kann mit bisher unbekannten Details über seine Beziehung zu Lady Di aufwarten.

Seine Ehe mit Prinzessin Diana hat das öffentliche Bild des Thronfolgers mehr als alles andere geprägt. Sie stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Weniger aus Liebe, mehr aus Pflichtgefühl ging der damals 32-Jährige den Bund fürs Leben ein. Die gerade 20 Jahre alte Diana war schon während der Flitterwochen unglücklich, die die beiden auf Schloss Balmoral in Schottland verlebten. Sie "litt unter Schlaflosigkeit, wurde von Tag zu Tag dünner und weinte stundenlang", so Bedell Smith, wenn sie sich nicht "mit ihrem neuen Ehemann zankte über dessen frühere Geliebte oder sich über die bedrückende Atmosphäre am Königlichen Hof beschwerte." Charles kam nicht zurecht mit den "emotionalen Sturmgewittern, die ihn in ihrer Heftigkeit und Plötzlichkeit schockierten" und drängte Diana, eine Therapie zu beginnen. Doch nur gerade achtmal besuchte die Kronprinzessin den renommierten Psychiater Alan McGlashan, dann brach sie die Behandlung ab und wollte auch kein Valium mehr nehmen. Stattdessen begann Charles, sich von McGlashan behandeln zu lassen. Er blieb 14 Jahre lang in Therapie. Der Arzt, so Bedell Smith, diagnostizierte einen Royal, der "unverstanden war und nach wirklich spontaner, natürlicher Zuneigung hungerte."

Diana machte es ihm nicht leicht. Sie war leidenschaftlich eifersüchtig auf Charles' Jugendliebe Camilla, obwohl der Prinz ihr versicherte, dass das vorbei wäre. Immer wieder sei sie auf das Thema zurückgekommen, selbst wenn er beten würde, hat Charles seiner Kusine Pamela Hicks gebeichtet. Als er neben seinem Bett fürs Abendgebet kniete, wird Hicks in der Biografie zitiert, "haute ihm die Prinzessin auf den Kopf und zankte mit ihm, während er weiterbetete."

Diana wie Charles waren Opfer ihrer eigenen Familien, psychologisch geschädigt durch eine traumatische Kindheit. Während Dianas Eltern einen erbitterten Rosenkrieg ausfochten, erlebte Charles bei der Queen und Prinzgemahl Philip emotionale Distanz und Reserviertheit. Beide wurden früh, im Alter von sieben und acht Jahren, auf ein Internat geschickt und dort gemobbt. Diana, so Bedell Smith, sei "gequält worden von Gefühlen der Leere und Trennung. Sie fürchtete, verlassen zu werden, und hatte Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten."

Charles litt im Internat Cheam School als Achtjähriger an "akutem Heimweh, klammerte sich an seinen Teddybär und weinte oft, wenn er allein war", schreibt Bedell Smith. Er wurde erbarmungslos gemobbt, denn für die anderen Jungs im Internat war es eine ideale Gelegenheit, dem künftigen König von England, beim Rugby etwa, ungestraft Saures zu geben. "Ich habe ihn niemals reagieren sehen", zitiert Bedell Smith einen Klassenkameraden, "er war sehr stoisch und kämpfte niemals. Das Mobbing war mehr oder weniger institutionalisiert und sehr ruppig."

Die beiden konnten einander nicht helfen. "Charles hatte Verständnis, aber ihm fehlte einfach das Wissen oder das Temperament, einer sehr verstörten, jungen Frau zu helfen." Fünf "zumeist unglückliche" Jahre lang versuchte der Thronfolger, seine Ehe zu retten, dann gab er auf. "Er glaubte aufrichtig, dass er alles versucht hatte, aber dass ihre Bedürfnisse unerschöpflich waren." 1986 nahm Charles wieder seine Beziehung zu Camilla auf.