Ingolstadt
"Zu 100 Prozent verschlüsselt"

21.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) und der Mediziner Siegfried Jedamzik eröffneten gestern die Räume der TelemedAllianz in Ingolstadt - Foto: Wilcke

Ingolstadt (DK) 95 Prozent der gesetzlich Versicherten haben sie bereits: die neue Gesundheitskarte mit Lichtbild. Verantwortlich für die Versichertenkarte ist die Gematik-Gesellschaft für Telematikanwendungen, deren Hauptgeschäftsführer Arno Elmer ist.

Er spricht im Interview über die Zukunft der Karte und welche Rolle Ingolstädter Ärzte bei der Entwicklung spielen.

 

Herr Elmer, was kann die neue elektronische Gesundheitskarte?

Arno Elmer: Die Karte ist mit einem Speicherchip sowie mit einem Bild des Versicherten ausgestattet. Sie ist der Schlüssel für die sogenannte Telematik-Infrakstruktur, die wir zurzeit aufbauen. Sprich: Wir installieren ein Netz mit den höchstmöglichen Sicherheitsstandards, das es im Gesundheitswesen möglich macht, dass Ärzte untereinander sicher elektronisch kommunizieren. In einem nächsten Schritt wird die Karte ein Speicherort für Notfalldaten. Etwa ob der Versicherte einen Herzschrittmacher oder nur eine Niere hat. Die Notfallversorgung ist für den Arzt damit einfacher als bisher.

 

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Karte vor?

Elmer: Wir möchten die Karte mit zusätzlichen Anwendungen ausstatten, zum Beispiel mit der Arzneimittel-Therapiesicherheit. Das heißt, es soll vorher geprüft werden, ob verschiedene Medikamente zusammenpassen. Jährlich sterben in Großbritannien 6000 Menschen, weil Mittel gegenseitig tödlich wirken. Das System wäre ein großer Schritt in der Patientensicherheit.

 
 

Wie viel kostet die neue Gesundheitskarte?

Elmer: Da kursieren unterschiedliche Zahlen. Die Gematik hat ein Budget von einem Euro pro Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse. Es ist schwierig, eine Gesamtzahl zu nennen, da beispielsweise die Industrie schon investiert hat und die einzelnen Kassen die Karten ausgeben. Andererseits wird auch viel Geld eingespart, weil der Kartenmissbrauch verhindert werden kann.

 

Kritiker fürchten bei der Gesundheitskarte, dass Daten in falsche Hände geraten könnten. Ist die Datensicherheit gefährdet?

Elmer: Im Gegenteil – es ist eine Erhöhung des Datenschutzes. Denn viele Befunde werden noch gefaxt oder per Post an Kollegen gesendet. Die Datenautobahn ist dagegen ein System, das die Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt. Mit der aufgebauten Infrastruktur stehen den Ärzten schnell und sicher Unterlagen zur Verfügung. Die Daten sind auch nicht auf einem zentralen Server gespeichert, sondern bleiben beim Arzt.

 

Der Testlauf für die Karte mit erweiterten Funktionen startet im kommenden Jahr, auch einige Ingolstädter Ärzte nehmen bei der Erprobung teil. Wie wirkt sich der Test auf die Patienten aus?

Elmer: Die Versicherten merken in der ersten Stufe von den neuen Funktionen nichts. Dabei wird überprüft – also ob der Name und die Adresse noch stimmen. Bei der zweiten Stufe testet das System die rechtssichere Unterschrift des Arztes. Drittens geht es um die sichere Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenhäusern, bei der Befunde codiert verschickt werden.