Berlin
Warnung vor Altersarmut

Studie der Bertelsmann-Stiftung sieht stärkere Gefährdung der heute 45-Jährigen

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Berlin (DK) Wirtschaftsexperten warnen vor zunehmender Altersarmut in Deutschland. "Wir brauchen weitere Reformen für den Ruhestand: Wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht, könnte es zu einem bösen Erwachen kommen", erklärte Aart De Geus, Chef der Bertelsmann-Stiftung, die nun eine neue Studie zum Thema vorgelegt hat.

Hintergründe zur Debatte über die neue Rentenstudie:

 

Was sagen die Experten voraus?

Wer Mitte 40 ist, ist stärker von Altersarmut gefährdet als heute 65-Jährige, so ein zentraler Befund der neuen Renten-Studie. 20 Prozent der Neurentner werden demnach im Jahr 2036 von Altersarmut bedroht sein. Zuletzt waren es 16 Prozent. Als armutsgefährdet gilt gegenwärtig, wer weniger als 958 Euro netto im Monat zur Verfügung hat. Im Jahr 2036 wären demnach sieben Prozent der Neurentner auf die staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen. 2015 waren es 5,4 Prozent.

 

Worauf führen die Forscher die Entwicklung zurück?

Vor allem auf zwei Faktoren: erstens, die gestiegene Verbreitung "atypischer" Beschäftigungsverhältnisse (Minijobs, Leiharbeit, Werkverträge), von Niedriglohnjobs und unterbrochenen Erwerbsbiografien mit Phasen der Langzeitarbeitslosigkeit. Und, zweitens, die Tatsache, dass private Altersvorsorge das Absinken des Rentenniveaus bisher nicht ausgleichen könne.

 

Wer ist am stärksten von Altersarmut bedroht?

Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Niedrigqualifizierte. Die Grundsicherungsquote alleinstehender Frauen steigt laut Studie bis 2036 auf fast 28 Prozent (2015: 16 Prozent), bei Langzeitarbeitslosen auf 22 Prozent (2015: 19 Prozent). Den Experten zufolge wird der Anteil derer, die im Alter auf staatliche Stütze angewiesen sind, im Osten deutlich größer als in den alten Bundesländern.

 

Bleibt es bei der Rente mit 67?

"Wenn die Lebenserwartung weiter steigt, wird die Lebensarbeitszeit auf Dauer nicht unverändert bleiben können", erklärte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern. Dass es dazu eine konkrete Aussage im Wahlprogramm der Union geben wird, ist eher unwahrscheinlich. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausgeschlossen. Die Rente mit 67 wird schrittweise eingeführt - bis 2029. Aktuell liegt die Regelaltersgrenze bei 65 Jahren und sechs Monaten.

 

Welche Rolle wird das Thema Rente im Wahlkampf spielen?

Die SPD sucht bei dem Thema die Zuspitzung, mit verschiedenen Vorschlägen von der Stabilisierung des Rentenniveaus über die Solidarrente bis zur Pflichtversicherung für Selbstständige. Die Union dagegen will kein eigenes Rentenkonzept vorlegen. Stattdessen soll nach der Wahl eine Reformkommission eingesetzt werden.