Berlin
Verfassungsschutz warnt vor Salafistinnen

Frauennetzwerk in NRW aufgedeckt CDU-Experte Bosbach sieht Parallelen zur RAF

27.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Berlin (DK) Der Verfassungsschutz in NRW hat ein Netzwerk islamistischer Frauen im Visier. Sie füllen Lücken in der salafistischen Szene, weil viele männliche Führungspersonen im Zuge einer konsequenten strafrechtlichen Verfolgung in Haft sitzen, sagte Behördenleiter Burkhard Freier der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dieses Netzwerk habe ein komplettes salafistisches Programm im Angebot - von der Kindererziehung über die Interpretation von Religionsvorschriften bis zur Hetze gegen sogenannte Nichtgläubige.

Der Salafismus ist eine rückwärtsgewandte, extrem konservative Strömung des Islams. Seine Anhänger beziehen sich ausschließlich auf den Koran, jede Form von Modernisierung lehnen sie strikt ab. Ziel der Salafisten ist die vollständige Umgestaltung von Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft.

Nach der Warnung aus NRW vor der Entstehung von Parallelgesellschaften durch weibliche Salafisten-Netzwerke hat CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach nun die Einführung von Mindestspeicherfristen für Telekommunikationsdaten gefordert. Wichtig seien auch "ein reibungsloser Informationsaustausch aller Sicherheitsbehörden - national wie international - und eine bessere Personalausstattung der Polizei", sagte der Leiter der "Bosbach-Kommission" zur Stärkung der Inneren Sicherheit in NRW gestern im Gespräch mit unseren Berliner Korrespondenten.

Laut Burkhard Freier haben die Behörden ein sogenanntes Schwesternetzwerk mit 40 Frauen im Blick. Diese weiblichen Führungspersonen, von denen manche mehrere Hundert Facebook-Follower hätten, seien in der Szene mittlerweile akzeptiert. Hinzu komme, dass die Frauen ihre eigenen Kinder von früh an indoktrinierten. Dadurch entstünden dann "salafistische Gesellschaftsteile".

Nach Aussage Bosbachs ist das Phänomen aber weder völlig neu, noch sei es unterschätzt worden. Er verwies auf die Messerattacke einer 15-jährigen Deutsch-Marokkanerin auf einen Bundespolizisten in Hannover. Der Innenexperte zog Parallelen zur RAF in Deutschland: "Blicken wir 40 Jahre zurück. In den Zeiten des RAF-Terrors haben die weiblichen Mitglieder des Terrornetzwerkes mindestens eine ebenso wichtige, dominante Rolle gespielt, wie die Männer." Gefährlichkeit sei "keine Frage des Geschlechts, sondern der Brutalität, der Hemmungslosigkeit und der Mitleidslosigkeit gegenüber den Opfern", erklärte der CDU-Innenexperte.