Berlin
So kommt die erste Prognose um 18 Uhr zustande

Quer durch die Republik befragen Interviewer der Meinungsforschungsinstitute vor rund 400 Wahllokalen Bürger nach ihrer Stimmabgabe

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Berlin (DK) 24. September, 18 Uhr. Die Republik hat gewählt und sitzt gespannt vor den TV-Geräten. Denn pünktlich mit der Schließung Zehntausender Wahllokale flimmert die erste Prognose zum Ausgang der Bundestagswahl 2017 über die Bildschirme.

Endgültige Zahlen liefert sie nie, zeigt aber doch relativ genau die Stimmverhältnisse. Wie ist das möglich?

Eigentlich ist die Aufgabenstellung für Demoskopen ganz einfach zu umreißen. Mit einer kleinen Auswahl von Wählerinnen und Wählern soll das Ergebnis so präzise wie möglich dargestellt werden. Diese Auswahl muss deshalb möglichst repräsentativ sein. Damit eine Umfrage oder Untersuchung repräsentativ ist, muss jeder Wahlberechtigte statistisch gesehen die exakt gleiche Chance haben, befragt zu werden. Dies wird durch eine zufällige Auswahl erzielt. Das geht wie folgt.

Um bis 18 Uhr eine genaue Prognose abgeben zu können, beginnen die deutschen Meinungsforschungsinstitute - beispielsweise "Forsa", "Infratest dimap" oder die "Forschungsgruppe Wahlen" - ihre Arbeit mitnichten erst am Ende des Urnengangs. Im Gegenteil. Sie wählen per Zufall zwischen 400 und 450 Wahllokale quer durch die Republik aus, vor denen jeweils ein Interviewer postiert wird. Ab 8 Uhr beginnen sie mit ihrer Arbeit. Die besteht darin, zufällig ausgewählte Wählerinnen und Wähler nach dem Verlassen des Wahllokals schriftlich zu befragen.

Auf dem Fragebogen muss der Proband laut "Forschungsgruppe Wahlen" neben seiner Wahlentscheidung auch soziale Merkmale nennen - zum Beispiel Alter, Geschlecht, Bildung oder Konfession. Niemand muss dabei mitmachen. Unter dem Strich beteiligen sich aber bundesweit zwischen 35.000 und 45.000 Menschen, was zu einem repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung führt - und so zu einer aussagekräftigen Prognose.

Da auf diese Weise aber nur Wählerinnen und Wähler in die Vorhersage einfließen, die im Wahllokal um die Ecke ihre Stimme abgegeben haben, schätzen die Meinungsforscher zudem das Ergebnis der Briefwähler und verrechnen es mit ihren über den Wahltag hinweg gesammelten Datensätzen.

Im Laufe des Wahlabends wird das Ergebnis dann immer klarer, die Prognosen weichen nach und nach den sogenannten Hochrechnungen. Sie beruhen nicht mehr auf Befragungen. Hier werden bereits die ersten Ergebnisse amtlicher Auszählungen aus zufällig ausgewählten Stimmbezirken verwendet. Mit jedem amtlichen Teilergebnis wird das Puzzle vollständiger - bis schließlich das Endergebnis vorliegt.