Berlin (AFP
Gesundheitspolitiker denken laut über Impfpflicht nach

Experten aus Union und SPD reagieren besorgt auf Masernausbruch in Berlin – Opposition gegen Zwangsmaßnahmen

22.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Berlin (AFP/epd) Als Reaktion auf einen Masernausbruch in Berlin erwägt die Regierungskoalition eine gesetzliche Impfpflicht. „Wenn wir es nicht schaffen, mit verstärkter Aufklärung und Beratung die Impfraten bald zu steigern, sollten wir über eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen nachdenken“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn der „Welt am Sonntag“.

Spahn warnte vor Panikmache durch Impfverweigerer, die eine Impfung für gefährlicher hielten als eine natürliche Maserninfektion. Masern seien eine hoch ansteckende Krankheit und nicht harmlos, betonte er.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte eine konzertierte Aktion, „um eine große Impfwelle in Gang zu setzen“. Wenn es nicht gelinge, die Impfbereitschaft zu steigern, „muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein“.

In Berlin wurden dieses Jahr bereits 447 Masernfälle gemeldet und damit mehr als bundesweit im gesamten vergangenen Jahr. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kritisierte Impfgegner scharf. „Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos“, sagte Gröhe.

Die Überlegungen für eine Impfpflicht werden von der Opposition abgelehnt. „Impfzwang kann nicht die richtige Antwort sein“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Aschet. Auch der Gesundheitsexperte der Linksfraktion, Harald Weinberg, lehnte einen gesetzlichen Impfzwang ab. Das Selbstbestimmungsrecht der Eltern müsse weiter gelten, sagte Weinberg.