Wichtig und ambitioniert

Kommentar

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

So umstritten diese Reform ist und so groß der Druck gerade der privaten Pflegeanbieter war, so wichtig ist es, dass der Bundestag nun endlich einen Haken drangemacht hat.

Denn eine weitere Runde Nachverhandlungen hätte angesichts der nahenden Bundestagswahl höchstwahrscheinlich das Aus für diese wichtigen und ambitionierten Änderungen bedeutet.

Unterm Strich wird die Reform dazu führen, dass die Pflege in Deutschland professioneller wird - und hoffentlich auch besser bezahlt. Nur wenn die Löhne stimmen, es Aufstiegsperspektiven gibt und für die Ausbildung nicht auch noch Schulgeld gezahlt werden muss, wird es genügend junge Menschen geben, die sich für die Pflege als Beruf entscheiden. Schon jetzt ist Fachkräftemangel eines der größten Probleme in Heimen und bei Pflegediensten. Zuwanderung aus Osteuropa oder Fernost kann nur ein Teil der Lösung sein. Und deshalb ist es allerhöchste Zeit, den Pflegeberuf finanziell aufzuwerten.

Die Reform macht hier zwar keine konkreten Vorgaben, dürfte aber dazu führen, den Wettbewerb um Arbeitskräfte zu vergrößern. Wer in der Altenpflege tätig ist, wo die Löhne bisher deutlich geringer sind, hat künftig die Chance, in die besser bezahlte Krankenpflege zu wechseln. Betreiber von Heimen und Pflegediensten werden so unter Zugzwang gesetzt, was das gut zu vernehmende Murren der Branche über das Gesetz erklärt.

Nun gilt es, die Umsetzung der Reform, die bis 2020 erfolgen soll, sorgfältig vorzubereiten und die Lehrpläne für den Ausbildungsgang und Spezialisierungen mit Verstand anzupassen. Gelingt der Übergang reibungslos, könnte die Reform einen gewaltigen Schub für die Pflege in Deutschland auslösen.