Wahres aus Warschau

Kommentar

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Ausgerechnet Polens Außenminister muss die Nato zum Dialog mit Russland drängen. Bislang war die Warschauer Regierung ja nicht eben durch Appelle zur Zurückhaltung und für einen vernünftigen Umgang mit dem großen Nachbarn im Osten aufgefallen.

Jetzt spricht Witold Waszczykowski auf einmal aus, dass der westliche Truppenaufmarsch an der östlichen Bündnisgrenze nur ein teurer Witz ist, der in Moskau aber durchaus als Provokation verstanden werden kann.

Deshalb soll mit den Russen geredet werden, statt den starken Mann zu markieren. Möglichkeiten dazu gibt es, denn lange vor der gegenwärtigen Eskalation waren Kommunikationswege geschaffen worden, um mit Krisen vernünftig umgehen zu können. Dass diese Verbindungen ausgerechnet nach dem Anschluss der Krim an Russland und dem Ausbruch des Bürgerkriegs in der Ukraine heruntergefahren wurden, zählt sicher nicht zu den Sternstunden westlicher Staatskunst.

Aber es könnte ja wirklich ein gutes Zeichen sein, wenn der "Frontstaat" Polen unmittelbar vor dem Nato-Treffen in Brüssel dazu aufruft, den Fehler wieder gutzumachen und endlich im Dialog mit Moskau einen Interessenausgleich zu suchen, statt mit Drohungen und Sanktionen.