Verheerendes Signal

Kommentar

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Die katholische Kirche in Deutschland steht vor einem Scherbenhaufen, weil ausgerechnet das kleine Bistum Eichstätt einen umstrittenen Kandidaten zum Diakon weihen will: Das Verhältnis zum Zentralrat der Juden ist spätestens seit gestern nachhaltig geschädigt. Es wird sich auch nicht mehr so leicht kitten lassen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hieß es noch, das Verhältnis sei stabil, man begegne sich in Respekt.

Die Entscheidung des Eichstätter Bischofs lässt diesen Respekt allerdings vermissen. Er hat eine einsame Entscheidung getroffen und einen jungen Mann zum Priesteramt zugelassen, der vor vier Jahren im Würzburger Seminar mit rassistischen und antisemitischen Äußerungen aufgefallen ist. Nicht einmal die 2013 unmittelbar betroffenen Amtskollegen aus Bamberg und Würzburg hat Hanke zuvor an einen Tisch geholt. Nein, man hat lediglich eigenen Aussagen zufolge eine Information weitergegeben, dass diese Entscheidung nun gefallen sei. Ein Affront gegen die Bischöfe.

Es hätten noch einmal jene Experten befragt werden müssen, die sich damals intensiv mit den Vorfällen in Würzburg befasst haben. Die Mitglieder der Untersuchungskommission waren damals zu dem Ergebnis gekommen, dass das kein jugendlicher Ausrutscher war.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Diözese Eichstätt anders gedacht wird. Es gab schon einmal Zeiten, da wurden dort Männer ins Priesterseminar aufgenommen, die andernorts als ungeeignet abgelehnt worden sind - aus welchen Gründen auch immer. Die nun geplante Weihe ist ein verheerendes Signal. Sie brüskiert die Menschen jüdischen Glaubens und zeigt, dass die Kirche in ihrer Personalnot scheinbar vor nichts zurückschreckt - zumindest in Eichstätt.