Verflixte "letzte Meile"

Kommentar

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Zehn Milliarden Euro, das schreibt sich so leicht. Aber zur Erinnerung: Eine Milliarde sind 1000 Millionen Euro, das ist 1000-mal der Jackpot im Lotto. Zehn Milliarden hat Deutschland in den vergangenen 25 Jahren in die turboschnelle Eisenbahnverbindung zwischen München und Berlin gesteckt.

Da reiht sich Tunnel an Tunnel, Brücke an Brücke. Ein Großprojekt wie einst die Pyramide des Pharao.

Kein Wunder, dass die rot-grüne Bundesregierung, die zwischendurch am Ruder war, kalte Füße bekam und den Bau stoppte. Aber es war zu spät: Wer A sagt, muss auch B sagen, und ab diesem Sonntag kann man nun in weniger als vier Stunden mit dem ICE-Sprinter von München nach Berlin rauschen.

Da schauen die Fluggesellschaften plötzlich alt aus mit ihrem langwierigen Boarding-System und ihren Flughafen weit draußen im Umland. Das ist schön, denn der ökologisch inakzeptable Trend zur Vielfliegerei im Inlandsverkehr muss gebremst werden.

Der Preis dafür ist aber einfach zu hoch. Das "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8" hätte auch in einer abgespeckten Dimension funktioniert. Mit dem eingesparten Geld hätte man den regionalen Zugverkehr beflügeln müssen. Wer heute mit dem ICE von Großstadt zu Großstadt düst, hat meistens das große Problem, auch noch das letzte Stück nach Hause zu schaffen. Die verflixte "letzte Meile". Hier hakt es.

Die meisten Zugfahrer sind ohnehin Pendler auf Mittelstrecken, die keinen Hochgeschwindigkeitszug brauchen, sondern eine zuverlässige, schnell getaktete Verbindung bis in die mittelgroßen Orte. Beispiel gefällig? Der allerletzte Zug von München nach Eichstätt fährt abends um 21.28 Uhr am Münchner Hauptbahnhof ab. Den Fahrplan hätte die Auto-Lobby schreiben können.