Trophäen für die Grünen

Kommentar

12.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Die Jamaika-Sondierung von Union, FDP und Grünen ist zu einem Wechselbad der Gefühle geworden. Mal gibt sich diese, mal jene Partei optimistisch, dann stehen die Unterhändler wieder mit tiefen Sorgenfalten vor den Mikrofonen.

Vor der gestrigen Runde stimmten die Grünen - der Fundi Jürgen Trittin ebenso wie Katrin Göring-Eckardt vom Realo-Flügel - ein lautes Klagelied über die mangelnde Kooperationsbereitschaft der anderen Partner an. Von einer Verhaltensstarre war die Rede. Dabei handelte es sich auch um ein Signal an die eigene Basis: Wir kämpfen.

Zu Sondierungsgesprächen gehört stets auch psychologische Kriegsführung. Tatsächlich sind sich die Jamaikaner schon näher gekommen, als manches verbale Scharmützel vermuten lässt. Sogar in der Frage des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte, dem Union und FDP in begrenztem Umfang zustimmen könnten. Sie werden nicht umhinkommen, auch der Sonnenblumenpartei einige Trophäen zu überlassen, die die Grünen-Spitze in zwei Wochen ihrer Basis präsentieren kann. Sonst kann sich Angela Merkel schon einmal Gedanken über einen Termin für Neuwahlen machen.

Daran allerdings kann vor allem ihre Union nicht interessiert sein, die jüngst in einer Umfrage auf den schlechtesten Wert seit sechs Jahren abgesackt ist. Nun liegt es vor allem an Merkel, die Gespräche zu einem guten Abschluss zu bringen. In dieser Woche müssen die Grundlagen für die kommenden vier Jahre gelegt werden. Und die können nicht aus einer langen Liste von Minimalkompromissen bestehen.