Schulterschluss

Kommentar

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Wiedervereinigung in Nürnberg. Der erbitterte Streit über Obergrenzen und Flüchtlingspolitik scheint erst einmal beigelegt zu sein.

Die Demütigung Angela Merkels durch CSU-Chef Horst Seehofer von vor zwei Jahren auf offener Bühne mag vergeben sein, vergessen ist sie nicht.

Dennoch: Die Union rückt wieder zusammen. Da ist sie wieder, die Geschlossenheit zwischen den Schwesterparteien. Der Auftritt der Kanzlerin auf dem CSU-Parteitag markiert ein weiteres Stück Rückkehr der Union in Richtung Normalität. CDU und CSU raufen sich erst einmal zusammen, schließlich sind sie aufeinander angewiesen. In Berlin stehen nach dem Scheitern von Jamaika nicht einfache Koalitionssondierungen mit der SPD an, und in Bayern werfen die Landtagswahlen im Herbst des kommenden Jahres ihre Schatten voraus. Da braucht es Geschlossenheit, und das Führungsduo Merkel/Seehofer weiß das natürlich. Beide haben allerdings längst den Zenit ihrer Macht überschritten. Seehofers Nachfolger Markus Söder steht schon bereit. Merkel sitzt dagegen noch etwas fester im Sattel, darf aber bei der Regierungsbildung nicht noch einmal scheitern, sonst dürfte es ungemütlich für sie werden.

Die Personalrochade und Ämterteilung bei den Christsozialen und der Aufstieg des neuen starken Mannes der CSU, Markus Söder, könnten dazu führen, dass es mit der Harmonie in der CSU, aber vor allem auch zwischen den Schwesterparteien, schon bald wieder vorbei sein könnte. Mit der geteilten Macht wird sich der ehrgeizige Franke nicht lange zufriedengeben. Und ein Ministerpräsident Söder, noch dazu im Wahlkampf, muss sich profilieren. Der Friede von Nürnberg dürfte nicht von langer Dauer sein.